ANWENDUNG SCHWEFELCHEMISCHER ANALYSENMETHODEN 531 2. Analysenmethoden der Wollpr•ifung In den letzten Jahren werden in der chemischen Wollprtifung Analysenmetho- den bevorzugt, bei denen die Konzentration bestimmter Aminos•iuren direkt ermittelt wird (9). 2.1 Cystinana•yse Die Cystinanalyse nach Folin-Shinohara geh•rt zu den •iltesten Methoden der analytischen Proteinchemie. O. FOLIN und J. M. LOONEY haben im Jahre 1922 (10) eine komplexe Phosphor-Wolframs•iure zur Bestimmung von Cystin vorgeschlagen. Es war noch eine umfangreiche Forschung notwendig, um die chemischen Grundlagen und die wesentlichen Faktoren ftir sichere Zahlenwerte herauszuarbeiten (11, 12, 13). Bei der Folin-Shinohara-Methode werden Wollproben mit Schwefel- oder Salz- s•iure hydrolytisch in Peptide und Aminos•iuren zerlegt. Im gepufferten Hydro- lysat werden dann mit Sulfit und Phosphor-9-Wolframs•iure Blauf•irbungen erzielt, welche der Konzentration des Cystins proportional sind. 2.2 Cysteinanalyse Wesentlich schwieriger als die Bestimmung des Cystingehaltes in Keratinen ist die Analyse des bei der Reduktion entstehenden Cysteins. Das Problem besteht darin, im Keratin gebundenes Cystein aus dem makromolekularen Verband so zu l•sen, daf• ein Hydrolysat entsteht, in dem Cystein weder oxydiert noch andersartig angegriffen ist. Es hat sich gezeigt, datl die Cysteingruppen in Wolle bei einer schonenden Kurzzeithydrolyse von zwei Stunden mit 6-normaler Schwefels•iure weitgehend erhalten bleiben. Die in dem sog. Kurzzeithydrolysat enthaltenen Cystein- gruppen lassen sich mit Phenylquecksilberhydroxyd gegen Nitroprussidnatrium als Indikator titrieren (14). Mit dieser Methode wurden in unbehandelter Wolle 0,1 bis 0,3 Gew. ø/0 Cystein festgestellt. Eine weitere Analysenmethode ftir Wollcystein beruht auf der Umsetzung der intakten, also nicht hydrolysierten Faser reit Fluordinitrobenzol (FDNB). Die Thiolgruppen des Wollcysteins reagieren vollst•indig mit FDNB zu S-DNP- Wollcystein. Erst die dinitrophenylierte Wolle wird hydrolysiert und das frei- gelegte S-DNP-Cystein durch Papierelektrophorese abgetrennt und kolori- metrisch bestimmt (15). Eine Verbesserung der Methode wurde von E. HILLE (16) angegeben. Er iso- lierte S-DNP-Cystein statt durch Papierelektrophorese durch S•iulenchromato- graphie an Nylon-66-Pulver. 2.3 Bestimmung yon Thioacetylgruppen Die Bestimmung von Thioacetylgruppen in Wolle wurde erstmals von A. SCHUBERL und D. WAGNER (17) nach Umsetzung von Wolle mit Poly- thioglykolid durchgeftihrt.
532 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Thioacetylgruppen entstehen durch Reaktion yon Thioglykoliden mit Lysin-•- Aminogruppen eines Proteins (Thiolierung). Die Reaktion wird im folgenden schematisch dargestellt: OC XN- HS-CXoeC- (3) I + H:C CO HS-CH-CO-NH XS X Die Bestimmung der Thioacetylgruppen beruht nun darauf, datl man das thio- acetylierte Haar dinitrophenyliert und anschlietlend hydrolysiert (vergl. auch Cysteinbestimmung [15]). Es gelang so A. SCHUBERL (17), im Hydrolysat S-DNP-Thioglykolsiiure durch Papierelektrophorese zu isolieren und quanti- tativ zu bestimmen. Fiir dauergewelltes Menschenhaar kommt die Bestimmung der Thioacetyl- gruppen deswegen in Frage, weil handelstibliche Thioglykolsiiure lineare und zyklische Polythioglykolide enthiilt, welche in Nebenreaktion Lysinamino- gruppen thioacetylieren k6nnen. Die Bestimmung der Thioacetylgruppen nach Sch6berl wurde yon uns wieder in gleicher Weise, wie bei der Cysteinbestim- mung mit FDNB, derart abgewandelt, dag S-DNP-Thioglykolsiiure statt durch Papierelektrophorese durch Siiulenchromatographie an Nylon-66-Pulver isoliert wurde. 2.4 Bestimmung yon adsorbierter Thioglykolsiiure in Keratinfasern A. SCHUBERL und D. LENGERT (18) haben gefunden, datl maximale Adsorption yon Thioglykols•iure an Haaren in saurer L6sung unterhalb pH 3 erfolgt. Oberhalb pH 3 nimmt die Adsorption ab. Bei der kosmetischen Dauerwelle diirfte wegen des alkalischen Milieus nur wenig Thioglykolsiiure vom Haarkeratin adsorbiert werden. Es mutl aber damit gerechnet werden, datl Thioglykolat aus dem stark gequollenen Haar nicht restlos auswaschbar ist. Angaben iiber die Konzentration an freier Thio- glykolsiiure in dauergewelltem Haar nach dem Sptilen, aber vor dem Fixieren, wurden in der Literatur nicht gefunden. Eine zuverliissige Methode der Bestimmung yon freier, adsorbierter Thioglykol- siiure ist die Umsetzung des Haarpriiparates mit FDNB. Bei der Dinitropheny- lierung wurden dann autler den Thiolgruppen des Cysteins und der Thioacetyl- gruppen im Keratin selbstverstiindlich auch die im Haar adsorbierte, freie Thioglykolsiiure dinitrophenyliert. Wenn man das DNP-Haar vor der Hydrolyse extrahiert und die Konzen- tration an freier S-DNP-Thioglykolsiiure bestimmt, gewinnt man eindeutige Zahlen ftir die Menge an adsorbierter Thioglykolsiiure (19).
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