IRREVERSIBLE LICHTSCHi•DEN DER HAUT 575 sammenh•nge mit dem Pigmentgehalt der Haut? Es wurde gesagt, die Neger h•tten eine dickere Hornschicht als die Weif•en. Dagegen ist zu sagen, daf• albinotische Neger, also pigmentfreie Neger, genauso ihre Lichthaut und Licht- carcinome bekommen wie die Weif•en. Es scheint also tats•chlich so zu sein, daf• das Pigment zumindest bei der Verhiitung der c h r o n i s c h e n Lichtsch•den eine gr•Sf•ere Rolle spielt, als wir im Augenblick annehmen wollen. Die Bedeutung des Pigmentes fiir den Schutz yon a k u t e n Lichtsch•.den wird aus nahe- liegenden Griinden, weil es n•mlich tief in der Epidermis liegt, heute als ziemlich gering angenommen. Denn wenn diese Zellschichten geschiitzt werden sollen, dann hat ein Pigment, das unter diesen Zellen liegt -- also auf der lichtab- gewandten Seite -- praktisch keinen Sinn. Das Pigment kann aber sehr wohl die tiefer liegenden Gef•.f•e vor der Einwirkung des Lichtes schiitzen. Die zweite wesentliche Frage ist diejenige, welcher Lichtbereich fiir diese chronischen Sch•den verantwortlich zu machen ist. Nach unseren heutigen Vorstellungen dringt das UV-B, wenn iiberhaupt bei der normalen Haut, nur ganz geringfiigig bis in das Corium vor. Das UV-A dringt wesentlich tiefer ein. Und vom UV-A wissen wir auch, daf• es GefKf•- sch•den in der Cutis zu verursachen vermag. Trotzdem bleibt es zunKchst ratsam, doch noch einmal unsere Werte fiir die Eindringtiefe der verschiedenen Wellen- bereiche zu kontrollieren, denn nach unseren heutigen Kenntnissen kann nur das UV-B Carcinome erzeugen. Dringt vielleicht doch mehr UV-B in das Corium ein, als wir heute annehmen oder aber reichen wirklich so kleine UV-B-Mengen aus, um auf die Dauer diese VerKnderungen hervorzurufen? Daraus ergibt sich, daf• wir bei dem augenblicklichen Stand unserer Grundlagenkenntnisse unsere Lichtschutzmittel unter diesen Gesichtspunkten eigentlich nur auf gut Gliick einstellen k•Snnen. Wir haben erstens die M•Sglichkeit, den UV-B-Schutz wesent- tich intensiver zu gestalten, als er augenblicklich ist, daf• also iiberhaupt kein Licht mehr bis in das Corium vordringen kann. Das geht auf Kosten der Pig- mentierung, ist also vom Verbraucher nicht erwiinscht. Wir haben weiter die M•Sglichkeit, ultraviolett A-wirksame Filter hineinzutun, wie es bei dem schon erw•hnten Contralum der Fall ist. Ich pers•Snlich wiirde vor allem Hellh•utigen empfehlen, tats•chlich -- well man es heute noch nicht besser weif• -- solche Breitspektrum-Lichtschutzmittel zu verwenden, die auch UV-A abfiltrieren, selbst auf die Gefahr hin, daf• die Br•.unung entsprechend leidet. Die Br•.unung ist doch letzten Endes nur aus modischen Griinden erwiinscht. Sie ist nicht unbe- dingt ein Zeichen strotzender Gesundheit, sondern auch wieder ein Warnzeichen, daf• unsere Haut in einem mehr oder weniger erheblichen Umfang lichtexponiert war. Die Br•unung blaf•t wieder ab, die Bindegewebssch•den bleiben. Auf diesem Gebiet miissen wir yon der Grundlagenforschung her noch mehr Anregungen haben, bis wir gezielt geeignete Pr•parate entwickeln k•Snnen. Etwas, was vielleicht vordringlich ist -- wenn wir schon mit der Br•.unung rechnen miissen --, daf• wir vielleicht doch noch mehr Miihe in die Entwicklung
576 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS ktinstlicher Hautbriiunungsmittel stecken, damit die Leute nicht mehr gezwungen sind, sich dauernd der Sonne auszusetzen, um dann ,Riviera-Braun" oder iihnlich auszusehen. Eine andere MiSglichkeit, die Hautbriiunung yon innen durch das 8-Methoxypsoralen, ist zwar theoretisch sehr interessant, ist aber kaum mehr als ein Hinweis, mit dem man weiterforschen kann. Auf jeden Fall ist es noch nichts, was irgendwie auf breiterer Basis eingesetzt werden dtirfte. Zusammenfassung Zuniichst wird das klinische Bild des chronischen Lichtschadens der Haut (vor- zeitige Alterung, Elastose, Landmannshaut und Lichtcarcinom) dargestellt und dann ein Oberblick tiber die Feststellungen gegeben, die ftir die entscheidende kausale Rolle des Sonnenlichtes fiir diese Hautveriinderungen spreehen. Es sind dies einmal statistische Untersuchungen tiber die Zusammenhiinge zwischen Sonnenexposition und Hautkrebshiiufigkeit, zum anderen Tierversuche und Beobachtungen an einzelnen Patlenten, bei denen dauernde Lichtapplikation an iiblicherweise bedeckter Haut zu solchen Veriinderungen ftihrte. Bei der Dis- kussion der Pathogenese dieser irreversiblen Hautschiiden ergeben sich bestimmte Unstimmigkeiten in der Eindringtiefe des Lichtes in die Haut und die ursiich- liche Bedeutung der verschiedenen Ultraviolett-Bereiche. Damit hat die Her- stellung prophylaktis&er Lichtschutzmittel vor allem im Hinblick auf den zu absorbierenden Lichtbereich noch keine tragfiihige theoretische Grundlage. Im Hinblick auf eine kausale Prophylaxe der vorzeitigen Hautalterung diirfte die weltere Bearbeitung dieses Gebietes ftir die Kosmetik yon groger Bedeutung sein. LITERATUR (1) Belisario, J. C., .Jap..J. Derre., 72, 721 (1962). (2) Colquhoun, K. G., Brit. J. Derre., 39, 346 (1927). (3) Epstein, S., Arch. Derm. (Berlin), 164, 304 (1931). (4) Hall, A. F., Arch. Derre. (Chicago), 61,589 (1950). (5) Ippen, H., Strahlenther. (ira Druck). (6) Kern, I., Dissert. Dtisseldorf 1963. (7) Lynch, F. W., Lehmann, C. F., Pipkin, J. L., Arch. Derre. (Chicago), 79, 275 (1959). (8) Macdonald, E. J., .J. invest. Derm., 32, 379 (1959). (9) Melczer, N., ,,Praecancerosen und prim•ire Krebse der Haut", Budapest, Akademeiai Kiado (1961). (10) Piers, F., Brit. ]. Derm., 60, 319 (1948). (11) Richter, R., Derre. Wschr., 142, 1025 (1960). (12) Schrek, R., Cancer Res., 4, 119 (1944). (13) Werff, J. T. v. d., .J. Belge Radiolog., 41,349 (1958).
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