CHEMIE UND WIRKUNGSWEISE VON UV-ABSORBERN 581 und die damit zwangsliiufig verbundene VergriSberung des Hautreliefs. Er hat aber Verstiindnis ftir den Wunsch nach Sonnenbriiunung, obwohl er aus kos- metisch-dermatologischen Grtinden eher zu einer ktinstlichen Firbung der Ober- haut mit dem seit einigen Jahren gebriiuchlichen Dihydroxyaceton raten m/Schte. Leider ist yon manchen Herstellern verschwiegen worden, datl mir dieser Art yon Briiunung -- wozu man auch noch einige andere Substanzen verwenden kann -- kein Schutz vor Sonnenbrand verbunden ist. Welche Eigenschaften sollen nun UV-Absorber besitzen, die sich ftir kosmetische Anwendungen eignen? 1. Die Substanz mug ungiftig sein, nicht primiir irritierend und auch m/Sglichst nicht sensibilisierend wirken, da recht groge Hautpartien damit behandelt werden. 2. Sie mug bis zu einer Wellcnliinge yon 310--320 m•t gentigend absorbieren. Von der etwas starren Einteilung in erythemale und melanogene Strahlung scheint man langsam wieder abzukommen. Die Praxis hat jedoch gezeigt, dag ein m/Sglichst steiler Verlauf der Absorptionskurve in dem genannten Bereich zu den besten Ergebnissen ftihrt. 3. Sie mug tiber einige Stunden fotostabil sein und sollte auch keinerlei Um- lagerung erleiden, die meist mir einer Verminderung der Absorptionskraft verbunden ist. 4. Sie sollte yon der Haut nicht resorbiert werden. 5. Sie darf nicht fitichtig sein. 6. Sie soll bequem in Fertigpriiparate einzuarbeiten sein und darin stabil bleiben. Auf den Einfiutl des Vehikels auf die Wirksamkeit von Fertigpriiparaten kann hier nicht eingegangen werden. 7. Sie darf sich nicht durch Schweitl und Salzwasser zersetzen oder durch Be- rtihrung mir Sand leicht abzuwischen sein. 8. Sie soll in der Anwendungskonzentration weder unangenehm riechen noch Verfiirbungen auf Haut und Wiische hervorrufen. Zusammenfassend l•itlt sich sagen, dab kein anderes Kosmetikpriiparat auf so grof•e Hautpartien bei Menschen der unterschiedlichsten Hautbeschaffenheit auf- getragen und dann noch der Lichteinwirkung ausgesetzt wird. Das bedeutet gr/5tlte Sorgfalt in allen Phasen der Entwicklung eines solchen Priiparates unter Mitwirkung eines Dermatologen. Chemisch gesehen gehiSren die kosmetischen Lichtschutzmittel so vielen K/Srperklassen an, datl es unmiSglich ist, irgendwelche Ordnungsprinzipien anzuwenden. Es besteht auch kein Zusammenhang zwischen chemischer Konstitution und Lichtschutzwirkung, da nur die Absorptionsfiihig- kelt der betreffenden Substanz in einem bestimmten Wellenbereich als Kriterium dient.
582 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Stellt man eine Liste der in der Literatur erwiihnten und im Handel befindlichen Mittel auf, so erhiilt man ein fast verwirrendes Bild, besonders da yon manchen 'Produkten die Zusammensetzung unbekannt oder nur ungefiihr bekannt ist. So liigt sich auch nicht genau feststellen, welche Lichtschutzmittel tatsiichlich ein- gesetzt werden und welche Substanzen sich in der Praxis bewiihren. Ohne irgendeinen Anspruch auf Vollstiindigkeit, seien einige Lichtschutzmittel aufgeziihlt: a) p-Aminobenzoesiiure und ihre Derirate (•thyl-, Isobutyl-, Monoglyceryl- Ester), p-Dimethylaminobenzoesiiure. In der Anwendung sind diese Verbindungen wegen der Gefahr einer Para- allergie nicht unbedenklich. Im Gegensatz zu manchen anderen Autoren bemiin- gelt HOPF die miigige Lichtschutzwirkung (6). Ein deutlicher Nachteil ist die bei p-Verbindungen leicht auftretende Verfiirbung. Die yon WISKEMANN 1956 vorgeschlagenen N-alkylierten Ester weisen diese Nachteile nicht auf (7). b) Anthranilsiiure und Derirate. ROTHEMANN riet yon der Verwendung dieser Verbindungsklasse ab (8), sie wird auch wenig angewandt, vorwiegend in Form des Menthylanthranilats. c) Salicylsiiure und Derirate. Diese Verbindungen haben seit ihrer Einftihrung 1931 kaum an Beliebtheit ein- gebiigt und werden auch bei Kunststoffen eingesetzt. ZUBIRI wies allerdings darauf hin, dag die Absorption bis 350 m•, also zu welt ins langwellige UV reiche (9). d) Zimtsiiurederivate. Diese besitzen recht giinstige optische Eigenschaften und SCHNEIDER hat bei ihrer biologischen Prtifung ein (10) sehr positives Urteil abgegeben. Das ktirzlich auf den Markt gekommene Neo-Heliopan © ist ein Vertreter aus dieser Ver- bindungsklasse (11). e) Dibenzalaceton und Benzalacetophenon. Diese Verbindungen werden hiiufig in der Literatur erwiihnt, sind abet bisher kaum angewandt worden. Im Gegensatz zu Dibenzalazin, das als Lichtschutz- substanz 6653 Merck in verschiedenen deutschen Markenprodukten enthalten ist. f) Hydrochinon. Diese Verbindung soll sich im Tierversuch nicht bewiihrt haben, es ist jedoch nach IPPEN nicht klar, ob bei dieser Untersuchung Hydrochinon oder Brenz- kate&in geprtift wurde (12). Ober den Einsatz ist nichts Niiheres bekannt. g) Tannin und Derirate. Obwohl die gtinstige wundheilende Wirkung yon Tannin bei Brandwunden er- wiesen ist, bestehen doch erhebliche Bedenken gegen den Einsatz als UV- Absorber. Wechselnde Qualitiit, Zersetzlichkeit und Flecken in der Wiische sind
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