DIE SOGENANNTEN GERUCHSVERNICHTER 813 5.3 Fragen wit uns nun, wie stark der Effekt der sogenannten ,,Geruchs- vertilger" ist, so mfissen wit auf weirere Aussagen der Versuchspersonen zu- rfickgreifen. Diese wurden nicht nut gefragt, ob sie einen Geruch wahrnehmen oder nicht. Sie gaben ihre Urteile vielmehr auf einer zehnstufigen Skala ab. Drfickten sie die Taste 1, so hieB das: ganz sicher kein Geruch. Taste 10 signalisierte da- gegen: ich bin ganz sicher, dab ein Geruch geboten war. Alle Zwischenwerte zeigen relative Unsicherheit an so bedeutet etwa Taste 5: ich bin sehr un- sicher, glaube abet, dab kein Geruch da war und Taste 6' ich bin sehr unsicher, glaube abet, dab ein Geruch geboten wurde. Wenn wit nun diese Werte als absolute Urteile fiber die Intensit/it der Ge- t fiche betrachten, so stellt sich der Effekt der ,,Geruchsvertilger" als relativ gering dar: wird beispielsweise Zibeth-Absolue allein dargeboten, so ergibt dies eine mittlere Einstufung yon 7,85. Zibeth plus Produkt N wird im Mittel mir 7,60 eingestuft. Auf dieset Skala subjektiver Einstufungen sinkt also Zibeth dutch die Zugabe eines ,,Vernichters" in der Intensit•it um 3,2%. Rechnen wit die Minderung der Sensitivitiit nach diesem Muster aus, so ergeben sich ffir Produkt M Minderungen der Sensitivit•it um 14,4 bis 41,3%. Im Mittel betragen sie bei allen 4 Stoffen 28,7 %. Bei Zugabe yon Produkt N sinkt die Einstufung der Intensit•it im Werte zwischen 3,2% und 27,2%, im Mittel um 14,5%. Die hier vorgetragenen Versuche waren so angelegt, dab m6glichst gering- ffigige Wahrnehmungsdifferenzen erfaBt wetden konnten. Solche Differenzen sind - wie bei allen anderen Sinnen auch - im Bereich eben wahrnehmbarer Reize am gr6Bten. Unter diesen Bedingungen l•iBt sich eine Minderung der Gerfiche dutch Zugabe yon ,,Vertilgern" nachweisen. Die Intensitiit der schwach dargebotenen Reize wurde nach Einwirken der Produkte um ein knappes Viertel niedriger eingestuft. Obwohl sich also unter Laborbedingungen ein eindeutiger, abet schwacher Effekt nachweisen liiBt, ist die Wirkung der ,,Vertilger" bei Konzentrationen, wie sie in der Praxis herrschen, gering zu veranschlagen. Riech- oder besser Stinkstoffe in st6rend empfundenen, hohen Konzentrationen, k6nnen mir diesen Mitteln nicht deutlich in ihrer Wirkung vermindeft, geschweige denn zum Verschwinden gebracht werden. Bei allen notwendigen Vorbehalten muB man ja nach dem Fechnerschen Gesetz erwarten, dab bei hohen Konzentra- riohen - also starken Geruchsreizen - auch drastische Konzentrationsminde- rungen notwendig werden, um eine merkliche Minderung der Geruchsempfin- dung zu erreichen. Die dazu notwendige hohe Dosierung des ,,Vertilgers" ergibt dutch seinen Eigengeruch eine zus•itzliche unerwfinschte Geruchs- belastunõ.
814 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS 5.4 Es muB noch darauf hingewiesen werden, dab eine selektive Wirkung der ,,Vertilger" auf angenehm und unangenehm empfundene Gertiche nicht gegeben ist. Hier spielt ja auch die Frage der Konzentration herein, denn Zibeth wird bekanntlich in niedriger Dosierung einigermaBen angenehm empfunden. Bei Stoffen wie Linalylacetat, die im Gegensatz zu den erw•ihnten ,,Stink- stoffen" erst in h6herer Konzentration wahrnehmbar werden, muB bei der gew•ihlten experimentellen Anordnung der ,,Vertilger" so hoch dosleft wet- den, dab sein eigener Geruch st6rend erkennbar wird. Dutch diese Geruchs- addition sind die Ergebnisse nicht mehr sicher interpretierbar. Trotzdem kann man wohl aus den Versuchen mit Zibeth ableiten, dab die Wirkung der ,,Ver- tilger" auf einen GroBteil der in der Parfiimerie verwendeten K6rper •ihnlich sein wird. Das heiBt abet, dab die Parfiimierung eines Raumsprays im gleichen, wenn auch geringem MaBe, in ihrer Wirkung herabgesetzt wird. Woher auch sollte der ,,Vertilger" wissen, was gut und was schlecht riecht ? 6. ZUSAMMENFASSUNG Fiir die Beseitigung unangenehmer Geriiche durch chemische Einwirkung werden verschiedene Stoffe auf dem Markt angeboten. Diese in Aerosolform anzuwendenden Substanzen werden zur Tilgung yon Geriichen in Kiiche, Toilette und im iibrigen Haushalt empfohlen. Dieset Anspruch wird gepriift. Die Priifexperimente wurden mir einem yon Eyferth und Kriiger neuentwickel- ten Priizisionsolfaktometer durchgefiihrt, dessen Konstruktionsweise skizziert wird. Im Olfaktometer k6nnen Riechstoffe mir gereinigter Luft verdiinnt werden, wobei Konzentrationen im Bereich von 10-5 bis 10 -• g/1 erreicht werden. Die Sensitivit•it fiir fiinf Geriiche f•ikalischen, kiichenartigen und anderen unangenehmen Charakters (Civette, Senf61, Zwiebe161, Buttersiiure und Dimethylsulfid) sowie des in der Parfiimerie unentbehrlichen Riechstoffes Linalylacetat wird bestimmt. Start der friiher riblichen Schwellenbestimmung wird hierzu ein neues entscheidungstheoretisches Verfahren angewendet, welches das Sensitivit•itsmaB unabh•ingig von willkiirlichen Einfliissen bei der Geruchswahrnehmung machr. Es wurden die SensitivitiitsmaBe der oben angefiihrten Geriiche und Kombi- nationen mir handelsiiblichen Geruchsvernichtern festgestellt und verglichen. Die Messungen wurden so durchgefiihrt, dab sich die Riechstoffe und die Geruchsvernichter sowohl am Darbietungsort mischten, als auch vorher 10 Minuten aufeinander einwirken konnten.
Purchased for the exclusive use of nofirst nolast (unknown) From: SCC Media Library & Resource Center (library.scconline.org)








































