DIE SOGENANNTEN GERUCHSVERNICHTER 807 2. DiE MESSUNG DER GERUCHSSENSITIVIT•T Bisher war es iiblich, die Sensitivit•it einer Person fiir einen Reiz in Form einer Reizschwelle anzugeben. So sagt z. B. E. yon Skramlik (2), die Riech- schwelle fiir Methylalkohol betrage 0,000019 rnol/1 Luft. Urn die Schwelle zu bestirnrnen, bietet man der Versuchsperson den Geruch in geringer Kon- zentration und bittet sie zu sagen, ob sie ihn rieche oder nicht. Als ,,Schwelle" kann man z.B. diejenige Konzentration bezeichnen, bei der der Beurteiler in 50% der Versuche den Reiz als vorhanden angibt. Nun weiB man, dab sich die Versuchspersonen oft dadn t•iuschen, ob wirk- lich ein Geruch geboten wurde oder nicht. Streut man n•imlich Leerdarbietun- gen zwischen die Reize ein, so wetden die rneisten Beurteiler auch bei einern Tell der Luftdarbietungen sagen, jetzt sei ein Reiz dagewesen. In der Akustik land man das sehr h•iufig. Man spricht dort vorn ,,Rauschen" im System, yon dern die ,,Signale" abgehoben wetden miissen. Es gibt also keinen reizlosen Zustand, sondern nut einen Pegel des Rauschens, der gelegentlich auch wie ein Signal wahrgenomrnen wird. Wo die Trennlinie zwischen Rauschen und Signal gesetzt wird, das ist in der experimentellen Psychologie yon der Risiko- bereitschaft oder dem Genauigkeitsstreben des Beurteilers abh•ingig. Sagt jemand irnmer, er habe einen Reiz wahrgenomrnen, so interpretleft er kein Signal falsch, macht abet st'•indig Fehler bei Leerreizen. Bei Schwellenmessun- gen bek•ime diese Versuchsperson eine extrern niedrige Schwelle zugeschrieben, obwohl das ihrer Sensitivit•it nicht gerecht wird. Will man diese Ungenauigkeit der Schwellenbestimrnung verrneiden, so kann man zu den Modellen der Signal-Detektionstheorie yon Swets (3) grei-
808 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS fen. Abb. 6 macht dieses Modell anschaulich. Auf der Abszisse ist die Empfin- dungsintensitiit, also die subjektive GewiBhdt, dab ein Reiz wahrgenommen worden sei, aufgetragen. Die Ordinate gibt die Hiiufigkeit des Erdgnisses wieder. Die linke Kurve gibt die Vertdlung der subjektiven Einschiitzungen bei Darbietung von Luft allein an. Dutch die rechte Kurve gekennzeichnet, liegt die Verteilung bei Darbietung einer geringen Konzentration eines Ge- ruchs. Im 0berschneidungsbereich der Kurven ist es unm6glich, zwischen Signal und Rauschen zu unterscheiden. Jede Versuchsperson muB sich ein Kriterium setzen, nach dem sie ent- scheidet, ob sie angibt ein Reiz sei dargeboten worden oder nicht. Ist dieses Kriterium strikt, so stellt sie erst bei groBer Sicherheit den Reiz rest. Sie be- urteilt die meisten Luftdarbietungen richfig, aber vide Reizdarbietungen falsch. Bei laxem Kriterium liegen die Fehler vorwiegend bei der Beurteilung der Leerreize. Wenn der Antell der Fehleinschi•tzungen bei Luft- und Reizdarbietung bekannt ist, k6nnen wit die Lage des Kriteriums berechnen. Nehmen wit nun eine GauB-Verteilung ffir die Empfindungen an, so ergibt sich auch der Ab- stand zwischen den Maxima beider Verteilungen. Diesen Abstand nennen wit d' er ist ein Sensitiviti•tsmaB, das yon den Beurteilungstendenzen der Ver- suchspersonen unabh'fingig und damit der Angabe von Schwellenwerten iiber- legen ist. Das MaB d' fiir die subjektive Distanz zwischen den Verteilungen von Signal und Rauschen wurde in dieset Arbeit als SensitivitiitsmaB ver- wendet. Die Standardabweichung der Verteilungen wird gleich 1 gesetzt, da- her schwankt d' zwischen 0 (d. h. die beiden Verteilungen decken sich), und
Previous Page Next Page