DAUERVERFORMUNG MENSCHLICHEN HAARES 687 o 25 'C ß 55 øC v ./. v"/. 5o 50 0 $ I0 15 20 0 5 I0 15 20 m in rain Abb. 14: Abh•ingigkeit der Verformung (V%) ungebleichten (jeweils links) und gebleichten Haares (jeweils rechts) yon der Einwirkungsdauer einer 1 m Thioglykols•urelSsung bei pLI 6 und 9 und unterschiedlichen Einwirkungstemperaturen. 2 merkliche Mengen Proteine herauslSsen. Mit steigender Konzentration und Temperatur erhSht sich deren L6slichkeit. Es erscheint denkbar, daf• der Verformungsverlust mit dem Proteinverlust des Haares unter den erwogenen Bedingungen konform stattfindet. Auf die Quellung mi•t•te sich dies keines- wegs auswirken. Vielleicht ist die sprunghafte Quellungszunahme im Bereich der maximalen Verformung ein Indiz f•ir den Beginn merklidaer Extraktion. Eine Rolle spielen k6nnte ferner die Lanthioninbildung, die Quervernetzun- gert herbeif•ihrt und mit •steigenden pH-Werten und Temperaturen zunimmt, wie Cuthbertson und Phillips (28) sowie Zahn, Kunitz und Hildebrand (29) oeestgestellt haben. Angesichts der erst kLirzlich yon Zahn, Gerthsen und Keh- ren (30) untersuchten und beschriebenen Reaktionsm6glichkeiten des LIaar- keratins mit Thioglykols•iure und des sichergestellten funktionellen Zusam- menhangs der Verformung mit der Cystinreduktion und Cystinrestaurierung ist zu untersuchen, ob sich nicht etwaige weitere verformungsnotwendige Um- setzungen der LIaare differenzieren lassen. Zur Bewertung der Ergebnisse nach der extremen Methode fi•r die friseurtechnische Praxis sei betont, daf• man
688 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS die Frage des Flottenverhiiltnisses genauer priifen mug. Aber zuniichst kann man davon ausgehen, daf• in der Praxis der Quellungsgrad der Haare sicher- lich geringer als unter extremen Bedingungen ist und die Verformungsmaxima nicht immer so deutlich hervortreten werden. Am prinzipiellen Verhalten des Haares kann sich jedoch nichts iindern. Die Hauptschwierigkeit der Bewertung ist in der Tatsache zu sehen, daf• das Phiinomen der Dauerverformung zuerst an nativem Haar studiert werden mug. In der Praxis hingegen kennt man kaum jemals die kosmetische Vergangenheit oder Zukunft des Haares. Es bedarf also ebenfall•s eingehender Untersuchungen, ob bereits verformt gewe- senes oder gefiirbtes oder beiden Behandlungen wiederholt unterworfen gewe- senes Haar das gleiche oder ein anderes Verformungsverhalten zeigt. Zusammenfassung Als Maf• der Dauerverformung durch ThioglykolsiiureliSsung (unter Beriick- sid•tigung der Parameter: Konzentration, pH-Wert, Art der zu seiner Ein- stellung benutzten Basen, Einwirkungstemperatur und -dauer sowie Geschick- lichkeit der Versuchsausfiihrenden) wurde die dadurch bedingte prozentuale Verkiirzung einer 16 cm langen, aus 120 Haaren bestehenden Normstriihne auf gleichdimensionierten Wicklern gewiihlt. Neben einer friseurpraxisnahen Arbeitsweise wurde vor allem die Versuchsanordnung der extremen Bedingun- gen bevorzugt beide lassen einwandfrei die allgemeinen Gesetzmiif•igkeiten des Verformungsphiinomens und seine Modifikation durch die Praxis erkennen. Letztere Methode vermeidet die Fehler, die sich sonst aus unterschiedlichen Flottenverhiiltnissen, individueller Zugausiibung beim Wickeln und einer schlecht kontrollierbaren ,,Vorbehandlung" infolge des Wickelns mit LiSsun- gert versehener Striihnen zwangsliiufig ergeben milssen. Die Verformung in Abhiingigkeit vom pH-Wert I rn ThioglykolsiiureliSsung verliiuft unter fri- seurpraxisnahen und den extremen Bedingungen auf den ersten Blick verschie- den, doch korrespondieren die Verformungsmaxima, bei letzterer Arbeitsweise erhalten, mit dem Fehlen eine.s Verformungsgewinns oder einer Stufung des Verformungsverlaufs in der Praxis. Die entsprechenden Quellungskurven fiir unfixiertes Haar zeigen im kritischen pH-Bereich ebenfalls Stufungen. Die Quellung fixierten Haares zeigt diese nicht. Die entquellende Wirkung der Fixierung ist um so geringer, je hiSher der pH-Wert der verformenden Thio- glykolatliSsung war. Saure und alkalische ThioglykolsiiureliSsungen besitzen bei einer Molaritiit von 1 maximale haarverformende Wirkung. Nur um pH 6 ent- spricht dieses Maximum einer Thioglykolsiiurekonzentration von ca. 1,5 Mol/1. Die Quellung der Haare nimmt mit steigender Verformbarkeit zu, erfiihrt im Bereich der Verformungsmaxima eine sprungartige Zunahme, um dann wieder bei abnehmender Verformun• weiter zuzunehmen. Dies gilt fiir un•ebleichtes und gebleichtes Haar. Die K ationen der zur pH-Einstellung verwendeten Basen setzen die Verformung in der Reihenfolge Ammoniak, Monoiithanolamin und Natronlauge herab. Bei ungebleichtem Haar nimmt in gleicher Reihenfolge die
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