238 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Ein weiteres wichtiges Thema w•ire die sofortige Erfassung von Unvertr•iglichkeiten an einer neutralen Zentralstelle. Das Meldesystem ist bei Arzneimitteln in vollem Gange und wird zweckm•ii•igerweise wohl auch auf kosmetische Mittel ausgedehnt. Es mtissen entsprechende F&chkreise zur Verftigung stehen, da die Interferenz von Umgebungs- stoffen, seien es Nahrungsmittel, Arzneimittel, Berufsstoffe, h•iufig zu Fehlinterpre- tationen bei Vorliegen einer Unvertr•iglichkeit ftihrt, wenn zus&zlich ein Kosmetikum gebraucht wurde und dies angeschuldigt wird. Im Hinblick auf die heutige Sicherheit der kosmetischen Mittel m6chte ich die Be- antwortung der Frage in den Vordergrund stellen, die in Wiesbaden 1979 anl•ii•lich eines Round-Table-Gespr•iches, das im Rahmen einer GKC-Tagung stattfand, gestellt wurde. Dermatologen wurden gefragt, ob sie es in ihrer Praxis ruerken wtirden, wenn Kosmetika vom Markt verschw•inden. W•ire in diesem Falle eine merkbare Minderung von Haut- erkrankungen in der Bev61kerung zu verzeichnen? Alle anwesenden Dermatologen verneinten die Fragen. Es w•tre also zwecklos, Kosmetika vom Markt zu nehmen, um die Zahl von klinischen Unvertr•iglichkeiten zu mindern. Ich m6chte hier nach sorgf•iltiger Analyse amerika- nisch-europ•iischer Arbeitskreise hervorheben, daf• etwa 1% der gesamten Unvertr•ig- lichkeiten bei Anwendung von Fremdstoffen den kosmetischen Mitteln zur Last gelegt werden kann. Diese Zahl l•if•t sich noch weiter senken, wenn es vermieden wird, dat• in medizinisch angewendeten Salben und Cremes die gleichen Zusatzstoffe benutzt werden wie in Kosmetika bzw. umgekehrt. Die Applikation der medizinischen der- matologischen Externa geschieht im Bereiche der gesch•idigten Haut, wo die M/3glich- keit der Entwicklung einer Unvertr•iglichkeit auf dem allergischen Sektor besonders gtinstige Voraussetzungen findet. Die Sensibilisierung wtirde damit durch ein derma- tologisches Externum vor sich gehen, und die Aus16sung kann dann durch ein Kosme- tikum errolgert, da die entsprechende Konzentration des gruppengleichen Zusatzstoffes im Kosmetikum ausreichend sein kann. Ich m/3chte aber nachdrticklich hervorheben: Die Konzentration des Zusatzes spielt eine besondere Rolle. Am Beispiel des Formalins konnte deutlich gemacht werden, daf• die Konzentrationen von Formaldehyd, die in Kosmetika bzw. in Externa vorliegen und die zur Stabilisierung der Grundlage bzw. des Gesamtproduktes notwendig sind, nicht unbedingt in der Lage sind, positive aller- gische Hautreaktionen auszul6sen, wenn im Rahmen der riblichen dermatologischen Hauttestung mit Formaldehyd ein positiver Test gefunden wurde. Mit anderen Wor- ten, es kann nicht ohne weiteres erwartet werden, daf• Inhaltstoffe dann die lebenden Hautschichten erreichen, wenn deren Konzentration in dem verwandten Mittel so niedrig ist, daf• die notwendige Dosis, die eine allergische Reaktion erst auszul/3sen ver- mag, nicht vorhanden ist. Eine weitere Frage ist die ordnungsgem•if•e Anwendung der kosmetischen Mittel. Un- f•ille, die durch menschliches Versagen auf dem technologischen Gebiet oder durch fal- sche Anwendung hervorgerufen werden k6nnen - ich erinhere an die orale Aufnahme von Bors•iurepr•iparaten und die dubi6sen Zwischenf•lle reit Hexachlorophen -, zwin- gen dazu, tiber den Druck der Offentlichkeit derartige Pr•parate aus dem Handel zu nehmen oder weniger bekannte Ersatzstoffe einzusetzen.
BENEFITS AND RISKS OF COSMETICS 239 In frtiheren ]ahren, als die Kenntnis tiber die Aus16sung der allergischen Kontaktallergie nicht in dem Mage, insbesondere nicht vom chemischen Gesichtspunkt aus, bekannt war, stand die Frage nach der Allergenitiit und der allergischen Nebenwirkung im Vorder- grund. Diese Situation wurde merkantil ausgenutzt, und es wurden entsprechende kos- metische Mittel angeboten, die als Hypoallergene bezeichnet wurden und bei denen der Eindruck vermittelt wurde, dag diese Substanzen sich durch besonders geringe aller- gische Nebenwirkungen auszeichnen. Dazu ist zu sagen, dag die Uberempfindlich- keltsrate auf kosmetische Mittel in der heutigen Zeit tiberall als sehr niedrig anzusetzen ist. Jeder einzelne Fall einer Oberempfindlichkeit, einer Kontaktallergie, ist beklagenswert der Verbraucher hat das Recht, dag auf dem schnellsten Wege eine Kliirung der durch ein Kosmetikum verursachten Dermatosen erfolgt. Die Diskussion tiber den schnellsten Weg ist noch nicht abgeschlossen, das Problem der Deklaration der Zusatzstoffe brauche ich Ihnen nicht darzulegen. Ich stehe auf der Seite der Deklaration, um den besten Kom- promig mit der Gegenseite zu erzielen. Hinsichtlich der Kanzerogenit•it unterliegen siimtliche Umweltstoffe heute einer inten- siven Bearbeitung. Die Frage der Karzinogenit•it wird erst dann aufgeworfen, wenn der Inhaltstoff eines kosmetischen Mittels in die lebenden Hautschichten und ggf. vom Organismus aufgenommen wird. Die Dosisfrage spielt dabei sicherlich eine grbgere Rolle, als frtiher allgemein angenommen wurde. Im Verlaufe der Aufnahme einer Substanz in den lebenden Organismus nach Auflage auf die Haut kann bereits im Bereiche der Hornschicht eine Aktivierung von chemischen Prokarzinogenen, die ohne solchen chem. Prozeg unbedenklich sein kbnnten, erfolgen. Auch eine Inaktivierung ist mbglich. Die Eliminierung aus der Hornschicht steht eben- fails zur Diskussion. pk pk pk HORNSCHICHT e•.•• K K Abbildung I HOR N,•CHICHT •'•:DERMIS BLUTAy ' DARM Permeationswege einschlieglich der perkutanen Resorption in Gefiige von der Haut und zur Haut. Pro-Karzinogene (pk) deren chemische Umwandlung (//) zum Karzinogen einschlieglich intrazelluliir ([]). e•, e2, e3 = Symbole der jeweiligen Enzymsysteme, die an der Metabolisierung beteiligt sind. G, StEttgen, 1980
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