262 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Demgegentiber ist die Armut an W/O-Grundlagen bzw. ihre chemi,sche Mono- tonie unverkennbar, indem uns auch heute auger der traditionellen Woll- fettbasis und den neueren Zuckerestern praktisch kaum brauchbare Vertreter dieses Typs zur Verfiigung stehen. Denn die nur schwach entwickelte Hydro- philie der h/Sheren Fettalkohole, der Fettsiiure-Partialester oder gar der anhy- drierten Naturfette hat kaum zu brauchbaren W/O-Grundlagen gefiihrt. Auf der anderen Seite steht uns ein iiberreichliches Angebot an O/W-Prinzipien zur Verfiigung, das yon den Seifen iiber die iOlsulfonate zu den Alkylsulfaten, -iithersulfaten und -sulfonaten, yon den Alkylpolyglykoliithern zu den iith- oxylierten Zuckerestern und Fettsiiurei/thanolamiden fiihrt und iiberdies eu- kolloide Naturstoffe wie Polypeptide, Cellulose- und Stiirke-Derivate oder die Xerogele natiirlicher Schleimbildner wie Agar, Gummi, Alginsiiure usw. mit einbezieht. Die zahlreichen Vertreter dieser grof•en Stoffgruppen, yon denen manche gestatten, den systematischen •rbergang yon den zugrunde liegenden lipophilen Fettketten iiber noch fettliSsliche W/O-Grundstoffe zu den eigent- lichen O/W-Emulgatoren und bis zu den Netzmitteln und waschaktiven Stof- fen zu demonstrieren, setzen uns heute und nicht erst seit gestern in den Stand, fiir bestimmte Verwendungszwecke jewells optimal zu,sammengesetzte Emul- sionssysteme aufzubauen, wenn auch die Auswahl bei so reichlichem und manchmal etwas verwirrendem Angebot nicht immer ganz leicht ist und vie! spezielle Sachkenntnis errordeft. Die iilteste Tradition verkiSrpern die Seifen, die auch heute, trotz mancher Nachteile, die ihnen anhaften, noch eine bedeutende Rolle als emulgierende, kosmetische Grundstoffe spielen, und zwar besonders in Form der nur schwach anverseiften Fettsiiuren, die bekanntlich den meisten Tagescremes zugrunde liegen. Die Eleganz, mir der eine Stearatcreme yon der Haut aufgenommen wird, liigt sich auch heute noch kaum so einfach und billig mir anderen Grund- lagen nachahmen. Wesehrlich breiter ist der Anwendungsbereich fiir die in- zwischen auch bereits klassisch gewordenen Fettalkohol (FA)-Fettalkoholsulfat (FAS)-Systeme, die wit, wie schon erwiihnt, zu den reinen O/W-Dispersionen rechnen miis•sen. Der Mtinzel'schen Gel-Systematik lassen sie sich nicht ein- ordnen, da ihnen alle wesentlichen Eigenschaften zur Ausbildung yon Gel- Strukturen fehlen. Kolloidchemisch haben wir es mit grobdispersen Fett- alkohol-Suspensionen zu tun, die je nach Konzentration der dispersen Phase alle Clbergi/nge yon der diinnflii,ssigen Suspension bis zur konsistenten Paste zeigen. Es ist schade, dag die Salbenkommission des DAB, in der ich selbst vor Jabten beratend mitgearbeitet babe, sich nicht entschliegen konnte, bei der Beschreibung des ,,Llnguentum emulsificans" yon dem angelsiichsischen Vor- bild des ,,Emulsifying Ointment" abzugehen und diese Salbengrundlage unter Verzicht auf Kohlenwasserstoffe zu rezeptieren, womit man eine grundlegend neue Basis geschaffen hi/tte. Profes,sor Kern ist es in erster Linie zu danken, dag diese MiSglichkeit wenigstens im Kommentar des 3. Nachtrags angefiihre
EMULGATOREN UND EMULGIERENDE GRUNDLAGEN FOR DIE KOSMETIK 263 wurde. Denn so wertvoll die anwendungstechnischen Eigenschaften der festen, fltissigen und salbenfi3rmigen Erdi31raffinate auch sein mt3gen: sie bleiben haut- fremde Stoffe, deren tibermiif•ige Verwendung kosmetisch suspekt sein mug. Ftir das emulgierende Prinzip der FA-FAS-Systeme ki3nnte man tibrigens, wenn man wollte, als Kennzahl ftir die emulgierenden Eigenschaften eine FAS- Zahl konzipieren, deren Bedeutung dem HLB-Wert der Sorbitanester ent- sprechen wtirde, nut daf• in diesem Falle dutch den dominierenden Einfluf• der Sulfatierung der grundlegende Charakter als O/W-Emulgator fe,stgelegt ist, wiihrend die Liinge und Struktur der Alkylketten die speziellen Eigen- schaften der Fettalkoholsulfate beeinflussen, so daf• wit in dieset Stoffgruppe auger Emulgatoren auch ausgepriigte Netz- und Waschmittel antreffen. Eine weitere, grof•e Stoffklasse yon ko,smetisch interessanten, emulgierenden Grundstoffen des O/W-Typs stellen die Alkylpolyglykol•ither dar, die, wie schon erwiihnt, dutch stufenweise Anlagerung yon •thylenoxyd an vor- wiegend aliphatische Alkylketten gewonnen werden. Ein pharmazeutisches Vorbild ist z. B. da,s ,,Cetomacrogol" des BPC, das einen langkettig iithoxy- lierten Cetylstearylalkohol darstellt und mir Wasset stabile O/W-Dispersionen bildet. Dutch die Mi3glichkeit, beide Ketten, die oleophile Fettkette und die hydrophilisierende •O-Kette, abzuwandeln, ist die Mannigfaltigkeit hier noch wesentlich gri3ger als bei den Fettalkoholsulfaten und iihnlichen anionaktiven Emulgatoren. Auger den gesiittigten und ungesiittigten, verzweigten und un- verzweigten Fettalkoholen und Fettsiiuren hat man auch Fettsiiureester, Fett- siiurealkanolamide usw. erfolgreich herangezogen, woraus sich eine sehr groge Zahl kosmetisch interessanter Grundstoffe, auch ftir andere und sehr spezielle Verwendung ergeben hat. Es ist somit unverkennbar, daf• dem kosmetisch geschulten und verantwor- tungsbewugten Chemiker heute ein ,sehr groges Angebot yon hochwirksamen, emulgierenden Grundstoffen zur Verftigung steht, das ibm gestattet, allen anwendungstechnischen Forderungen zu entsprechen und dabei gleichzeitig auch dem tibergeordneten Prinzip der Unschiidlichkeit, des iirztlichen ,,nil nocere" in der Kosmetik gerecht zu werden. Denn wenn wit auch noch nicht wissen, welche echten und kausalen Wirkungen wit in der kurativen, kosmeti- schen Hautbehandlung erzielen kt3nnen, eine Vorstellung dayon, wie wit Schiiden yon der chemischen Seite her vermeiden bzw. verhindern ki3nnen, haben wir jeden•alls. Zusammenfassung Eine Obersicht tiber Emulgatoren und emulgierende Grundlagen, wie sie vor- wiegend ftir kosmetische Verwendung in Frage kommen, zeigt, daf• es zweck- miigig ist, zwischen den eigentlichen Emulgatoren im physikochemischen und kolloidchemischen Sinne und den emulgierenden Grundlagen, die zur Her-
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