SCHNELL FETTENDES HAAR 299 hi2tung gemeinsam ist, und somit die leider auch in Arztkreisen sich aus- breitende Gewohnheit von ,,der Pille" zu sprechen dutch nichts gerecht- fertigt ist. Die Wirkung der Ovulationshemmer auf die Talgdriisen machte sich frti- hestens 4 Wochen nach Behandlungsbeginn bemerkbar. Die m6gliche, indi- viduell verschiedene maximale Wirkung war nach 3 Monaten erreicht, ohne sich bei weiterer Verabreichung noch wesentlich zu •tndern. In einigen Ffdlen kam es zu einer mir den herk6mmlichen Mitteln gut beherrschbaren mehr oder weniger ausgepr•igten trockenen Schuppenbildung am Kopf, besonders bei Patientinnen, die schon frtiher, bevor sich das schnelle Fetten der Haare einstellte, Schuppen hatten. Nach Absetzen der Thetapie nahm das Fetten in der Regel in derselben Weise zu, in der es unter der Behandiung abgenom- men hatte, und nach 3 Cyclen war im allgemeinen die Ausgangssituation wieder erreicht. Die beobachteten Nebenwirkungen waren die gleichen, wie sie von dem Einsatz der Pr•iparate als orale Kontrazeptiva her bekannt sind. Sie waren, wenn sie auftraten, in den meisten F•illen vortibergehend und nie so gravierend, dab sie zu einem Absetzen der Thetapie gezwungen hitten. Eine Behandlung der Seborrhoea oleosa, bei der die erstrebten trockenen Haare um den Preis der Ovulationshemmung erkauft wetden mtissen, stellt keine voll befriedigende L6sung eines in erster Linie kosmetischen Problems dar. Immerhin handelt es sich um die derzeit wirksamste Methode und be- deutet insofern einen Fortschritt, als bislang alle fiblichen MaBnahmen bei der Bek•impfung des schnell fettenden Haares lediglich auf eine Entfernung des bereits gebildeten Fettes hinauslaufen. AbschlieBend noch ein Wort zur Objektivierung des Therapieerfolges bei der Behandlung des schnell letten- den Haares: Obwohl das Aussehen der Haare ziemlich zuverl•issig fiber deren Fettig- kelt AufschluB gibt, sollte doch die Beurteilung der Wirksamkeit eines Mit- tels gegen das schnelle Fetten der Haare nicht allein auf Grund klinischer Kriterien erfolgen. Erwtinscht wire eine laufende Kontrolle der Talgpro- duktion der Kopfhaut dutch Fettbestimmungen an der Haut der Stirn, die fast genauso reich an Talgdriisen ist wie die Kopfhaut. In der Praxis hat sich die fiir eine Kontrolle der Talgproduktion am geeignetsten erscheinende Methode, n•imlich die quantitative gravimetrische Methode von Strauss und Pochi (8) ftir den routinem•tBigen Einsatz als nicht gentigend einfach und als zu zeitraubend erwiesen. Ich habe daher ohne am Prinzip etwas zu •ndern eine Modifikadon dieset Methode ausgearbeitet, bei der ein besonderes Test- pilaster zur Anwendung kommt. Diese Modifikation, die eine Vereinfa- chung der Technik und Zeitersparnis mir sich bringt, soll demn•tchst an an- deter Stelle verOffentlicht wetden.
300 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS ZUSAMMENFASSUNG Nach Schilderung des klinischen Bildes des schnell fettenden Haares - einer Teilerscheinung der Seborrhoea oleosa - wird ein f3berblick fiber den hormo- nelien Hintergrund dieser kosmetisch so st6renden Erscheinung gegeben. Ffir die zugrunde liegeride f3berfunktion der in der Kopfhaut so zahl- reichen Talgdrtisen dtirften letztlich in jedem Fall androgen wirksame Stoffe, in erster Linie Testosteron, verantwordich sein. Da die Testosteronproduk- tion durch Verabreichung yon Gestagen-Oestrogen-Kombinationen gesenkt wetden kann, wurden 100 an schnell fettendem Haar leidende Patientinnen im Alter yon 18-40 yahten mir den Ovulationshemmern Lyndiol © 2,5 (Ly- nestrenol 2,5 mg d- Methoxyaethinyl-oestradiol 0,075 mg bzw. Aconcen © (Chlormadinon 3 mg d- Mestranol 0,1 rag) tiber mehrere (mindestens 3) Cyclen behandelt. Ein deutliches Nachlassen des Fettens der Haare, in dem Sinne, dab ein Fettwerden der Haare sich um mindestens 4 Tage verz6gerte, wurde unter der Verabreichung yon Lyndiol © in 17 yon 46 F//llen und unter der Thetapie mir Aconcen © in 42 yon 54 F//llen beobachtet. Die zwangslfiufig mir einer Ovulationshemmung gekoppelte Behandlung gestattet erstmalig eine weitgehend zuverlfissige Hemmung der gesteigerten Talgproduktion, rend alle herk6mmlichen Verfahren bei der Behandlung des schnell fettenden Haares auf eine Entfernung des im Oberflug gebildeten Talges hinauslaufen. AbschlieBend wird auf die Notwendigkeit laurender Fettbestimmung zur Kontrolle des Therapieerfolges hingewiesen. Ffir den routinem//Bigen Ein- satz eignet sich am ehesten die quantitative gravimetrische Methode yon Strauss und Pochi. Eine auf technische Vereinfachung und Zeitersparnis ab- zielende Modifikation dieser Methode wird demn//chst an anderer Stelle ver- 6ffentlicht. (Eingegange..' 26. Janaar 1969) LITERATUR (1) Apostolakis, M., Starcevic, Z. und Voigt, K. D., Acta endocr. (Kbh) Suppl. 100, 48 (1965). (2) Kiimmel, J., Med. Klinik 17, 138 (1966). (3) Ludwig, E., Arch. klin. exp. JDerm. 227, 468 (1966). (4) Neumann, F. und Elger, W., J. invest. Derre. 47, 561 (1966). (5) Palitz, L. L., Arch. JDerm. 86, 237 (1962). (6) Schreus, H. Th., tfautargt 18, 70 (1967). (7) Strauss, J. S. und Kligman, A. B., J. invest. Derre. 36, 309 (1961). (8) Strauss, J. S. und Pochi, P., J. invest. Derre. 36, 293 (1961). (9) Strauss, J. S. und Pochi, P., in Montagna, M, Ellis, R. A. und Silver A. F., Advances in bio- logy of skin, Vol. I, Oxford, Pergamon Press (1963). (10) Strauss, J. S. und Pochi, P., Arch. Derre. 87, 366 (1963). (11) Tatum, J., Testosterone, Stuttgart, G. Thieme Verlag (1968), p. 150. (12) Tatum, J., pers6nl. Mitteilung.
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