328 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS acetamid und oxidativem Abbau nach Gillespie (53) nut in der 7-Keratose, die den nichtfibrill/iren Bereichen zuzuordnen ist, erscheinen. Eindeutig kann man abet erkennen, dab nach dieset Behandlung in der 7-Keratose der Ge- samtcystingehalt viel st/irker abgesunken ist als in der =-Keratose (54). Allerdings hat man dutch die Elektronenmikroskopie in den letzten 10 Jah- ten eindeutig zeigen k6nnen, dab in einem reduzierten Haar (55)* nach Be- handlung mir Osmiumtetroxid**, die dutch Os-Anlagerung geschw/irzten Be- reiche bevorzugt im Zement, also in dem nichtfibrill•iren Tells des Cortex liegen (s. auch Abbildung 7 in (42)). Damit ist die bis in die jtingste Vergangenheit in der Literatur vertretene Annahme (56), dutch die Reduktion des Haares wiirden die Fibrillen ihre Quervernetzung verlieren, in Frage gestellt. Ganz widerlegen 1/iBt sich diese Annahme dutch eine einfache Oberschlags- rechnung' Bei einer Dauerwelle wird das Haar auf einen Wicklet yon ca. 8 mm -- 8.107 3. Durchmesser aufgewickelt. Der Urnfang U -• 2 r•r betEigt dann 8 mm ß 3,14 = 25,12 mm = 251200000 3*. An dieset Stelle liege die eine von zwei benachbarten Peptidspiralen. Die zweite liege 10 3. davon entfernt' Der Durchmesser dieset Peptidspirale ist dann 80 000 000 3. -- 20 3. = 79 999 980 )x, der Urnfang 79999980 3*. 3,14 = 251199937 3*. Das heiBt, die Umfangdif- ferenz (A U) betr/igt nut 63 3*. Bedenkt man, dab bei statistischer Verteilung yon 5% S im Haarkeratin auf jede 5. Aminosiure eine Disulfidbindung ent- fallen mtiBte und pro Aminos•iure ein Abstand yon 1,5 3. r6ntgenographisch festgestellt worden ist, so ergibt sich, dab alle 7,5 3. eine Sulfidbrticke sein mtiBte. Auf den Wicklerumikng entfielen dann 251200000: 7,5 = 33,5 Mil- lionen Sulfid-Brticken! Diesen 33,5 ß 106 Sulfidbrticken stehen nut 63 3* A U gegentiber. Pro Sulfidbrticke w•iren das 63 3* ß 33,5 ß 106 -- 2.10-6 3*. Man sieht deutlich, dab bei einer Dauerwellung aus Eiumlichen Grtinden keine Schwefelatome ihren Partner wechseln kOnnen, wie das im m. W. 1955 in der Literatur erstmals d a r g e s t e 11 t e n L e i t e r m o d e 11 (18) vorgesehen ist*** Reduziertes Keratin ist weich- plastisch - mechanisch verformbar**** Die Zahl der Disulfid-Brticken ist geringer als im unbehandelten Haar. * Nach Rogers I: 0,4 n Thioglykolsiure, pH 5,5 (Natriumacetat) 24 Stunden-+ 17% freie SH-Gruppen. ** 2% OsO 4 in Wasset, 5 Tage. *** In den Berufsfachschulen wird noch heute reit diesem Modell gearbeitet. **** Reduziertes Keratin ist einem Weichgummi vergleichbar, der maximal 5% gebundenen Schwefel enth•ilt. Das native und das wieder reoxidierte Haar wire dann mir Hartgummi ver- gleichbar, der bis 32 % S gebunden enth•lt (57). In Ver6ffentlichungen fiber die Vulkani- sation yon Kautschuk (57) wird nachgewiesen, dab auch die Hiirte des Gummis allein yon der Zahl der Disulfidbrficken abh•ingig ist.
WELLUNG DES HUMANHAARES 329 Crewther (58) hat den EinfiuB des Reduktionsgrades auf Kraftdehnungs- verbalten yon Haaren und Wolle untersucht und gezeigt, dab das reduzierte und auch das reduzierte und alkylierte Haar einen geringeren Hookschen Bereich und eine stark erhOhte Dehnung beim Bruch aufweist (Anstieg yon 45 auf 80%). Zwingt man dem Haar im reduzierten Zustand eine neue Form auf und reoxidiert es in dieset neuen Form, so wird es wieder hart und be- hilt die neue Form list permanent bei, da bei diesera Vorgang im Gegensatz zur ,,permanent Set" die Fibrillen nicht ver{indert werden, sondern lediglich in leicht verbogener Form in dem geh•irteten Zement eingebettet sind. Das Bestreben der Fibrillen, ihre ursprtingliche Form wieder anzunehmen, ist nach wie vor erhalten. Bei jedem Befeuchten und Waschen geht deshalb etwas von der Sprungkraft der Dauerwelle verloren. Ganz klar wird diese Rtickstellkraft der Fibrillen dutch folgendes Experi- ment belegt: Eine Haarstr•ihne wird reit einem handelstiblichen Wellmittel gedauerwellt. AnschlieBend wird die Str{ihne mit einer 2% igen Thioglykolat- 10sung und gleichem pH-Wert wie die vorher verwendete Well-LOsung nut 5 Minuten befeuchtet. Die StNhne nimmt die neue Form an, d. h. sie wird glatt, wenn man bei dieset zweiten Thioglykolatbehandlung keine Wicklet verwendet* oder, aul•ewickelt auf einen groBen Wasserwellwickler, nimmt die Str2hne die Form dieses neuen Wicklets an. Ebenso kann man mit einer 2%igen Thioglykolat16sung ein reit einem Gl{ittungsmittel auf Thioglykolatbasis gegl{ittetes Negerhaar in seine ur- sprtingliche Form zuriickbringen. Es ist dagegen unmOglich, ein Negerhaar mit nut 2ø/'oiger ThioglykolatlOsung zu gl{itten oder ein glattes Naturhaar mit nut 2% iger Thioglykolatl•Ssung zu dauerwellen. Diese Modellvorstellung von den Vorgftngen bei der Dauerwellung des Humanhaares wurde bereits 1962 von Haefele und Broge (60) wie folgt zu- sammengefa13t: ,,Unsere Welltheorie geht dahin, dab die Zementsubstanz dutch Re- duktion des Disulfids erweicht wird. Die Faser wird in der erweichten Matrix neu orientiert, die nach der Erh{irtung dutch Wiederherstellung der Disulfide die neue, gewellte Form annimmt". Alle bier aufgeftihrten MeB- und Rechenwerte deuten darauf bin, dab nut die amorphen Bereiche des Humanhaares bei der ktinstlichen Wellung re- versible Ver{inderungen erfahren, die kristallinen Mikrofibrillen abet die Wasserwellung und den Redoxvorgang bei der Dauerwellung unangetastet tiberstehen. * Ein •hnlicher Vetsuch xvurde 1960 yon Bogaty (59) beschrieben.
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