318 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS unbelichteten Kontrollseite, rechts die yon der bestrahlten Seite eingezeich- net. Die Initialen links bezeichnen die einzelnen Versuchspersonen, die Zahlens•iule bezeichnet die Tage nach der Sonnenbestrahlung, an denen die Proben an der belichteten Seite entnommen wurden. Die einander genau entgegengesetzten Probenentnahmestellen sind in der graphischen Darstel- lung den entsprechenden Siulen gegeniibergestellt. Obwohl zwischen den verschiedenen Entnahmestellen an einer und derselben Kontrollseite bei einer und derselben Person Differenzen bestehen, verdeutlicht die Abbildung, dab die Belichtung eine Erh6hung der Urocaninsiure-Konzentration im Unterschied zur kontralateralen Entnahmestelle verursacht hat. Die Epidermis (als Trockengewicht pro cm 2) war zwar im Durchschnitt an der belichteten Seite dicker, wie im Einklang mir friiheren Befunden zu erwarten, abet wegen der Streuung der Resultate war dieset Unterschied keineswegs iiberzeugend. In dieset Abbildung wurden die tra,s-Urocaninsiure mir leeten Vierecken, die cis-Urocanins•iure mir vollen Fl•ichen gekennzeichnet. Die Gesamtl•inge der S•iulen entspricht also der Gesamtkonzentration an belden Isomeren. Eine Erh6hung des cis-Urocaninsiuregehalts im Sommer wurde schon yon Pa- scher (14) beobachtet. Die Photoisomerisierung der Urocaninsiure wird yon Baden und Pathak (15) als ein Vorteil dieser als Lichtschutzmittel gedeutet. Wihrend bei anderen UV-absorbierenden Substanzen ein photobewirkter Abbau zu weniger (bzw. anders) absorbierenden Produkten m6glich ist, wird mir den praktischen in Frage kommenden Bestrahlungsdosen tra,s- nur in cis-Urocanins•iure (und diese wieder zuriick in die tra,s-Form) fiber- fiihrt. Dabei weisen beide Formen ungefihr die gleiche Absorption auf. Wie man sieht, geht auch aus diesen Versuchen eine Zunahme der cis-Form hervor. Obwohl die Urocaninsiure-Konzentration auf der Kontrollseite betricht- liche Schwankungen anzeigt, wirkt die Erh6hung nach Sonnenbestrahlung recht iiberzeugend. Man kann jedoch nicht mir Sicherheit den zeitlichen Ver- lauf dieser Erh6hung erfassen. Nach den Ergebnissen bei der Versuchsperson H. wire vorl•iufig zu schlieBen, dab diese Erh6hung schon 24 Stunden nach Sonnenbestrahlung einsetzte und noch am 20. Tag bestand. Es wurden mittels der Methode des paarweisen t-Testes nach Student die Ergebnisse vom 9.-11. Tage statistisch analysiert (Tab. I). Der Unterschied war so hoch, dab die geringe Zahl yon vier Versuchspersonen dazu ausreichte, eine statistische bedeutsame Erh6hung (j• 95%) zu zeigen. Es ist selbstverstindlich, dab die Anzahl der Versuchspersonen noch er- h6ht wetden muB, um diese als vorliiufig zu bezeichenden Resultate zu sichem. Versuche hierzu sind im Gange. Die Auswahl der Versuchspersonen ist dadurch erschwert, dab es sich um solche handelt, die seit mehreren Mo- naten der Sonne nicht ausgesetzt worden sind.
ADAPTIVE SONNEN SCHUTZMECHANISMEN Tabelle I Statistische Auswertung der Ergebnisse, 9.-11. Tag nach der Belichtung. 319 Kontrollseite Dutch- Standard- schnitt abwei- chung Belichtete Seite Dutch- Standard- schnitt abwei- chung t p (ftir Paarwerte) Trockengewicht (mg/cm 2) 3,25 1,03 3,31 0,68 0,21 p 0,95 Urocaninsaure (/•g/mg Trockengewicht) 0,69 0,31 3,14 1,37 3,73 p 0,95 Urocaninsaure (itg/cmi) 2,24 1,47 10,59 6,05 3,31 p 0,95 Es ist merkwiirdig, dab die Epidermisverdickung, die seit langem als einer des Adaptationsmechanismus der Haut (neben der Pigmentierung und der Verdickung der ganzen Haut) bekannt ist, an den niemand zweifelt, in den vorliegenden Versuchen weniger eindrucksvoll war als die Erh6hung der Urocaninsiurckonzentration, deren adapriver Charakter durch diese Ver- suche iiberprtift werden sollte. Der Mechanismus der Urocaninsiure-Erh6hung nach Sonnenbestrahlung wurde nicht untersucht. Es kommen im wesentlichen zwei Alternativen in Betracht: 1. Die Vermehrung des Urocaninsiure bildenden Enzyms, der Histidin- Ammoniak-lyase. Nach Anglin (16) steigt beim Meerschweinchen nach Bestrahlung die Aktivitit dieses Enzyms. 2. Eine Vermehrung der Urocaninsiure-Vorstufe, nimlich des freien Histi- dins. In vorliufigen Versuchen wiirde nach der Bestrahlung eine allgemeine Erh6hung der freien Aminosiuren, einschlieBlich Histidin gefunden. In den zur Zeit laurenden Versuchen bemtihen wir uns, neben der Urocaninsiure auch die Histidin-Ammoniak-lyase und Histidin zu bestimmen. Aus den geschilderten Versuchen geht hervor, dab der Urocaninsiure-Ge- halt in der Oberhaut nicht nur imstande ist, einen betrichtlichen Schutz gegen die erythemogene UV-B-Strahlung der Sonne zu gewihrleisten, sondern mir groBer Wahrscheinlichkeit diese physiologische Funktion auch wirklich ausiibt. Sie trigt nicht nur zu den geographischen, wahrscheinlich erblich bedingten Unterschieden der UV-Empfindlichkeit neben Pigmentierung und Epidermis-Dicke als ein weiterer wichtiger Faktor bei, sondern sie ver- hilt sich auch adaptiv, wenigstens bei der ersten Sonnenbestrahlung nach der Winterperiode. Es ist m6glich, dab die zeitlichen Verliufe dieser epidermalen Adaptivmechanismen (Pigmentierung, Urocaninsiure und Verdickung) nicht
Previous Page Next Page