326 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Berticksichtigt man, dab die Rechnung nut eine ganz grobe N•iherung und Vereinfachung darstellt, d.h. dab bei einer Wasserwelle tats•ichlich sogar noch weniger H-Brticken als oben angegeben reversibel dutch Wasset ge- /Sffnet und nach dem Einlegen in die gewiinschte Form und dem Trocknen wieder geschlossen wetden, so wird verst•indlich, dab diese Haarumformung nut eine sehr geringe Haltbarkeit haben kann. Die Haltbarkeit einer Wasser- welle muB deshalb wesentlich geringer sein als die Formver•inderung = Ver- l•ingerung eines Haares nach 40% iger Dehnung, wie sie in der koNisiven Set vorliegt. Die Frage, ob Salzbindungen* bei einer Wasserwelle mir beteiligt sind oder nicht, kann weder an Hand der Literatur noch dutch experimentelles Material eindeutig bewiesen wetden, da ein in Wasset um 1/2% seiner L•inge gedehntes Haar in verdiinnter Salzs•iure oder verdtinnter Natronlauge kei- nerlei Kraftabfall zeigt. Dehnt man ein Haar um ca. 30% seiner L•inge in Wasset, also bis in den FlieBbereich hinein, l•iBt relaxieren, d. h. das Deh- nungsgleichgewicht sich einstellen, und bringt jetzt an Stelle des Wassets verdiinnte (n/10--n/1000) Salzs•iure oder Natronlauge an das Haar, dann tritt ein ganz schneller und starker Kraftabfall ein. Daraus kann man schlie- Ben, dab im stark gedehnten Zustand die Salzbindungen in Wasset noch in- takt, abet schon angespannt sind, dutch H +- oder OH--Ionen dann abet ge- 6ffnet wetden. In dem bei einer Wasserwellung vorliegenden minimalen Dehnungsbereich yon nut 1/•.% wetden Salzbindungen schon wegen ihrer ,,L•inge" (48) wahrscheinlich gat nicht bet•itigt, deshalb kann man dutch H+- oder OH--Ionenzusatz auch eine Wasserwelle nicht verbessern, d.h. haltbarer machen. Auch der Zusatz von Alkohol, z. B. n-Propanol, bringt keine Verbesserung der Wasserwelle, d. h. dab die hydrophoben Bindungen bei der Wasserwelle ebenfalls nut eine sehr untergeordnete Rolle spielen. DAUERWELLE Bei der Dauerwelle miissen Querbindungen im Haar gespalten wetden, damit das Haar permanent mechanisch verformbar wird. Bei der HeiBwelle geschieht das vorwiegend mit Borax als Alkalisierungsmittel oder Sulfit als Reduktionsmittel, bei der Kaltwelle verwendet man ausschlieBlich Merkaptane. Die drei Substanzen Borax, Sulfit und Thioglykolat sind aus der Wollfor- schung fiir ihre gute Wirkung bei der Erzeugung einer permanenten Set be- * Es k6nnen nach den in der Literatur ver6ffentlichten und eigenen Aminosiureanalysenxverten in einem Humanhaar yon 1 cm Linge ca. 20% saute Aminosiuren (= 10.1015) und ca. 11% (= 6.1015) basische Aminos•iuren vorhanden sein demnach sind also maximal 6' 1015 Salz- bindungen in dem gedehnten Haarsttick m6glich.
WELLUNG DES HUMANHAARES 327 kannt, wobei - wie bereits erwihnt - die Faser um 40ø/o ihrer Linge vor der Behandlung gedehnt wird. Dabei geht die 3,7 s-Helix fast quantitativ in die gestreckte fi-Form fiber, die dann mehr oder weniger - abhingig yon den jeweiligen Bedingungen -permanent erhalten bleibt. Nach Alexander (49) sind dabei H-Bindungen nicht unwesentlich beteiligt, da dutch konzentrierte LithiumbromidRSsung eine permanente Set komplett rtickgingig gemacht werden kann. Bei der dauerhaften Btigelfalte - dem Siro-Set-Verfahren - wird eine Form- verinderung der Wollfaser erzielt, die der Dauerwelle des Humanhaares sehr ihnlich ist. Theoretische Vorstellungen speziell zur dauerhaften Biigelfalte liegen m. W. nicht vor. Was geschieht nun mir dem Humanhaar bei einer Dauerwelle mir Thio- glykolat ?* Das handtuchfeuchte Haar wird auf diinne Wicklet aufgewickelt. Hierbei wird das Haar wie bei der Wasserwelle um maximal l/z% seiner Linge gedehnt. Durch eigene Messungen lieB sich eindeutig beweisen, dab weder das Aufwickeln noch das Kimmen massive ,,Haardehnungsbean- spruchungen" darstellen, wie das 1950 yon SchultheiB und Fuhrmann (30) behauptet worden ist. Wihrend der Einwirkung der ThioglykolatRSsung quillt das Haar nur im Durchmesser um rund 100%. Der Friseur hilt sehr genau die yon uns (50) vor einigen Jahren publizierte ,,Versuchsraummenge" ein, das sind ca. 50 ml 1 n Wellfiiissigkeit / 30 g Haar. Diese Thioglykolatmenge reicht theoretisch zur Reduktion des gesamten Haarschwefels aus. Die Analyse zeigt aber, dab bei einer guten Dauerwelle nur 1: o-ZU7o des Gesamt-Schwefels in SH-Grup- pen tibergeftihrt werden (50, 51). Bei geringerem Reduktionsgrad ist die Umformung zu schwach, bei wesentlich stirkerem Reduktionsgrad, also bei unsachgemiBer Wirmezufuhr oder zu langer Einwirkzeit, steigt der SH- Weft auf 25ø/o und mehr und das Haar ist dann iiberkraust es hat keine Elastizitit mehr. Auch bei Anwendung eines 10- bis 100fachen Oberschusses an Dauerwell- L•Ssung kann man in einem Schritt maximal nut 45 bis 50øfo des gesamten Humanhaarschweoeels in SH-Gruppen iiberfiihren (52). Diese Barriere, zu- sammen mir der enormen Dickenquellung erscheint verstindlich, wenn man annimmt, dab nur Disulfidbrticken in der Matrix, dem nicht-kristallinen Tell des Haares, reduziert werden (Es ist bekannt, dab amorphe Bereiche einer Substanz leichter angreifbar sind als kristalline). Es ist bisher nicht eindeutig gelungen nachzuweisen, dab die SH-Gruppen nach Blockierung mir Jod- * Es wird im Rahmen dieset Arbeit darauf verzichtet, alle die Substanzen aufzuz•ihlen, die zum Dauerwellen in Ver•Sffentlichungen und Patenten vorgeschlagen worden sind. Praktische Be- deutung hat fast ausschlieBlich die Thioglykolsiure erlangt.
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