TIERPHYSIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN MIT HAARFARBSTOFFEN 503 Das frisch entnommene Blut wurde sofort ausgestrichen und reit Nilblau ge- fiirbt (7). Wurden Heinz'sche KiSrperchen gefunden, so wurden sie fiir einige Gesichtsfelder ausgez•ihlt und auoe 100 Erythrocyten bezogen. Berticksichtigt wurden nur die in den Erythrocyten selbst gelegenen Heinz'schen KiSrperchen. Im Einreibversuch zeigte nur Nitrobenzol HeinzkiSrperbildung bei der subku- tanen Injektion auch das 1,2-Diamino-4-nitrobenzol, wenn auch nur bei hiSherer Dosierung (Tabelle III). Die HeinzkiSrperchen waren in diesera Falle am 3. bis 5. Tage nach der Blutentnahme wieder verschwunden, w•ihrend sie bei Nitro- benzol noch nach liingerer Zeit vorhanden waren. Die tibrigen der Untersuchung unterzogenen Farbstoffe zeigten keine Bildung yon HeinzkiSrperchen nach der Blutentnahme. Tabelle III Au/treten von Heinzk•rperchen in Katzenblut nach subkutaner Injektion von Nitrobenzol und Substanzen Zahl der inj. L/Ssungs- Zahl der H.K. in % Substanz unters. menge Heinz- der Ery- Bemerkungen Tiere (Mtittelwert) kSrperchen- throcyten in ccm Fiille (Mittelwert) Nitrobenzol 3 10 3 35 i Tier krank B 3 25 0 0 C 2 30 0 0 D 3 30--40 0 0 E 3 20--30 2 5 nach 3--5 Tagen F 4 30 0 0 keine H.-K. mehr Um die Frage noch nilher zu untersuchen, ob die Stellung der Nitrogruppe zu einer Aminogruppe im Molekill eine Rolle bei der physiologischen Aktivit•it spielt, und was die Einftihrung der Oxy•ithylgruppen in dieser Hinsicht bedeutet, wurden weitere Versuche reit erhiShter Dosierung ausgefiihrt. In einer neuen Versuchsreihe wurden nunmehr die Farbstoffe den Tieren per os in einer 14tiigigen Trinkkur als alkoholische LiSsung, die der Trinkmilch beige- mischt wurde, gegeben und gleichzeitig in physiologischer KochsalzliSsung, die in bezug auf den Farbstoff gesiittigt war, subkutan injiziert (Tabelle IV). Die subkutane Injektion wurde innerhalb der 14 Tage 6ma! zu je 10 ccm Farb- stoffliSsung durchgefiihrt. Die Substanzen C und D zeigten keine Veriinderung des Blutbildes, wiihrend bei F HeinzkiSrperbildung beobachtet wurde und die Methiimoglobinwerte -- be- stimmt nach Havemann, Jung und v. Issekutz (8) -- tiber das normale Mag hin- ausgingen. Diese Schiidigungen waren allerdings nach Absetzen von der Substanz wieder abgeklungen, und die Tiere hatten sich wieder erholt. Die H•imolysewerte waren bei allen drei Substanzen normal, wie durch Kontroll- bestimmungen oeestgestellt wurde.
504 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Tabelle IV Katzenblut, untersucht nach Applikation der Substanz C, D und F subkutan und per os gleichzeitig H.K. in % Met.-Hb. Zahl der Heinz- der Ery- Met-Hb. in % der Substanz unters. k6rper- throcyten Fiille Gesamt-Hb. Bemerkungen Tiere Fiille {Mittelwert) (Mittelwert) C 4 0 0 1 1,0 schnelle Ausscheidung D 5 0 0 2 1--2 F 7 5 10--30 3 5--10 3 Tiere krank Kontr. 4 0 0 1 2,1 C. Modellversuche mit oxyiithylierten Anilinen und Nitranilinen Durch die eben beschriebenen Versuche glauben wir eine Bestiitigung zu haben, dag die isolierte Nitrogruppe eine stiirkere physiologische Wirksamkeit entfaltet, als die zu einer Aminogruppe in Orthostellung befindliche. Da jedoch noch nicht klar daraus hervorgeht, wie die Wirkung einer oder mehrerer in das Molekill eingefiihrter Oxyiithylgruppen sich verh•ilt, und wir aus verschiedenen Griinden auf Bestimmung der letalen Dosis ftir Katzen bei den genannten Substanzen verzichten wollten, griffen wir als Modellversuch auf solche Stoffe zuriick, die bekannt toxisch sind und als Haarfarbstoffe natiirlich nicht in Frage kommen, niimlich Anilin und p-Nitranilin. In beide Verbindungen fiihrten wir sowohl eine als auch zwei Oxy•ithylgruppen ein und hatten auf diese Weise 6 Stoffe zur Verfiigung, die auf Bildung yon HeinzkSrperchen und Methiimoglobin durch subkutane lnjektion an Katzen geprii• werden konnten. Es waren dies Anilin N-(13-Oxyiithyl-)anilin 9) N-Di(13-Oxyiithyl-) anilin* p-Nitranilin N-(13-Oxyiithyl-)4-nitranilin** N-(Di(13-Oxyiithyl-) 4-nitranilin -':' Aus Anilin und Chloraethanol in Gegenwart von 10 ø/0iger NaOH Sdp. 210ø/12 mm. -'•::' 16 g p-Nitrochlorbenzol 24 g Diiithanolamin werden 4•/2 Stunden im Ulbad (Ulbadtemperatur 120 ø C) erhitzt. Nach einer Nacht wetden weltere 12 g Diiithanolamln zugesetzt, weltere 7 Stunden bei einer UJlbad- temperatur yon 130 ø C erhitzt und anschlleoeend 100 ml H20 + 100 g HC1 zugesetzt. Nach einer Nacht wird abgesaugt und die LSsung mit •ither zur Beseltigung des iiberschlissigen p- Nitrobenzols ausgeschiittelt. Nach Entfernung des i•berschiissigen Athers wird mir NH 3 ausgefiillt und nach drei Tagen abgesaugt.
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