DIE INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT DER KOSMETIK-CHEM1KER 427 Die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Laboratoriumsarbeit fiir die Neu- entwicklung kosmetischer Priiparate wird heute nicht mehr bestritten. Neben Dermatologen, Biochemikern, Physikern usw. sind es vor allem Chemiker, die sich mit der Unzahl neuer Substanzen beschiiftigen miissen, denen besondere Eigenschaften fiir eine hohe Qualitiit oder Wirksamkeit der Priiparate nach- gesagt wird. Die •ffentlichkeit setzt es als selbstverstiindlich voraus, dab die Herstellung kosmetischer Produkte in den Hiinden besonders geschulter akade- mischer Fachleute liegt. Sie diskutiert die Forschungsgrundlagen, die Wirksam- keit, die Werbemethoden. Man verlangt -- dem Trend unseres Jahrhunderts folgend -- an Stelle yon Wundermitteln eine wissenschaftliche Kosmetik. Man hi3rt sogar den Ruf nach einem Kosmetik-Gesetz in Analogie zum Arzneimittel- gesetz. Die in meinem Referat vor drei Jahren angedeutete Entwicklung ist heute also bereits iiut•erst aktuell geworden. Das gilt nicht nur fiir Deutschland, sondern genauso fiir andere Liinder. Wir werden darauf noch einmal zuriickkommen. Es gibt kein Hochschulfach ,,Kosmetische Chemie". Der Chemiker im Labora- torium ist allein auf die Literatur angewiesen, wobei es sehr schwer ist, das Gute yore Schlechten zu trennen. Das kann gar nicht anders sein. Dies Fach triigt iraruer noch die Spuren seines Umbruches yon der Erapirie zur Wissenschaft. Vieles wird nur voneinander abgeschrieben. Experimentell Fundiertes yon Uber- liefertem zu sichten ist nicht leicht. So bleibt dem Kosmetik-Chemiker neben der Lektiire weniger Fachjournale nur die Teilnahme an den wissenschaftlichen Arbeitstagungen und Kongressen, die yon den neuen Gesellschaften der I Kosmetik-Chemiker veranstaltet werden. I Die deutsche Gesellschaft wurde 1957 gegriindet. Ihr erster Kongret• im Sep- I tember 1958 in Bonn war ein beachtlicher Erfolg. Dabei hob besonders die I franzi3sische Fachpresse die Anerkennung der Kosmetik durch die Universitiit I hervor. Sie sei das grot•e Ergebnis, weil damit die solide Arbeit einer Industrie I bewiesen worden sei, die bisher als leichtfertig angesehen wurde. Die GESELLSCHAFT DEUTSCHER KOSMETIK-CHEMIKER hat yon vornherein den Anspruch erhoben, rein akademisch zu sein. Das hat ihr anfangs manchen Tadel eingetragen, hat sich aber spiiter als sehr wohl iiberlegt und niitzlich erwiesen. Gesellschaften in anderen Liindern, die iilter sind als die I deutsche, wiesen urspriinglich viele reine Empiriker als Mitglieder auf. Jetzt •miissen sie sich teilweise vi511ig neu organisieren, um yon den FachbehiSrden als IGespriichspartner anerkannt zu werden. ICOLLIN (1) hat ki•rzlich iiber die Situation in Frankreich berichtet. Die Ineuesten Entwicklungen haben zu einer Krise der SOCIETE FRAN•AISE DE
428 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS COSMETOLOGIE geftihrt. Als Ideal gilt auch dort eine akademische Gesell- schaft ftir Kosmetische Chemie in engem Kontakt mir ihrem Verband der K/3rperpfiegemittel-Industrie. Nach dem Bonner Kongreg wurden einige Gesellschaften gegrtindet, die diesem Vorbild entsprachen. Die angels•ichsischen Gesellschaften konnten ihre wissen- schaftlichen Mitglieder als eigene Gruppe ftihren. So war eine weitgehende Ahnlichkeit zu erreichen, als die Grtindung einer internationalen F/3deration nach fast zweij•ihrigen Vorgespr•ichen beschlossen wurde. Im Juli 1957 hatte die franz/3sische Gesellschaft schon vorgeschlagen, die auf dem Gebiet der Kosmetik arbeitenden Wissenschaftler international zusammen- zufassen. Dieser Vorschlag bedurfte aber noch mancher Diskussion. Es zeigte sich auf•erdem, daf• nur die Chemiker vergleichbare Gesellschaften besaf•en, so daf• man sich auf diese beschr•inken muf•te. Viel Miihe muf•te aufgewandt werden, um einen ftir alle annehmbaren Satzungsentwurf auszuarbeiten. Fiir die Einzelmitglieder wurden schlief•lich die gleichen Bestimmungen akzeptlert, wie sie in den deutschen Satzungen festgelegt waren. Im September 1959 wurde die IFSCC dann in Briissel offiziell von zun•ichst acht Gesellschaften gegrtindet. Heute gehi3ren etwa 1500 Chemiker den Mit- gliedsgesellschaften der IFSCC an. Ihr erster Pr•isident war der Grtinder der amerikanischen Gesellschaft undl damit der Initiator der ganzen Entwicklung, M. G. deNAVARRE. Ihm folgtel im zweiten Jahr der mehrfache Pr•/sident der britischen Gesellschaft, Dr. R. H. I MARRIOTT, der einen grof•en Tell der vorbereitenden, sehr mtihevollen Arbeit[ tibernommen hatte. Im jetzt laurenden dritten Jahr wurde mir die Ehre diesesl Amtes zuteil. Die beiden ersten Jahre waren angeftillt yon dem Bemtihen, der IFSCC Forml zu geben. Die deutsche Gesellschaft hat bei den Beratungen des Council zweil yon insgesamt 20 Stimmen. Der zweite deutsche Delegierte war yon Anfang an• Herr Dr. H. NEUGEBAUER. Zur Einschriinkung der Kongresse und zur Sicherung des Niveaus der auf ihnenl gehaltenen Vortr•ge wurde beschlossen, nur alle zwei Jahre einen IFSCC-i Kongref• in wechselnden L•indern abzuhalten. Den ersten veranstaltete die deut-I sche Gesellschaft im Herbst 1960 in der Technischen Hochschule in Miinchenl
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