544 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS sierten Lichte sind nicht neu. Man hat so z.B. den Ortho- und den Paracortex der nattirlich gekr•iuselten Wollfaser sehr sch6n sichtbar machen k6nnen. (18,19). Die Untersuchung des menschlichen Haares im polarisierten Licht ist ebenfalls verschiedentlich vorgeschlagen worden (20-21), ohne jedoch die Beachtung zu finden, die sie verdient. Bekanntlich verh•ilt sich das Haar bei der Betrachtung im polarisierten Lichte wie ein optisch einachsiger, positiv doppelbrechender K6rper. Senk- recht zur Wuchsrichtung gesehen, beobachtet man lebhafte Polarisations- farben. Sie sind abh•ingig yon der Dicke des Pr•iparates und den Brechzahlen. Es ist bemerkenswert, dab bei der Quellung trotz Anwachsens der Dicke, also Zunahme des Durchmessers, die Farben in solche niederer Ordnung iiber- gehen (21). Es ist das ein Vorgang, der mir einer tiraderung bzw. Angleichung der beiden verschiedenen Brechzahlen erkl•irt wird. Letztere aber stehen in enger Beziehung zum spindelf6rmigen Bau des Cortex. Die die Spindelzellen bildenden Tonofibrillen, bzw. die Keratinmolektilketten, •indern infolge yon Absorption und Einbau der Fltissigkeitsteilchen ihren r•iumlichen Aufbau. Das Haar wird bei starker Quellung mehr und mehr isotrop. Im Polarisationsmikroskop l•iBt sich dieser Vorgang sehr sch6n an dem Farbwechsel verfolgen, der mir der Quellung einhergeht. Da die Quellung yon dem Eindringen der Fltissigkeit abh•ingt, kann man bei Benutzung solcher, die das Haar chemisch nicht angreifen, wie z.B. Wasser, auch feine Hohl- r•iume, Lockerstellen, Fehlstellen, chemische und mechanische Sch•idigungen feststellen, die sich anders, z.B. durch Anf•irben mir bestimmten Teerfarb- stoffen, nicht sichtbar machen lassen. Man dringt mir dieser Methode in den submikroskopischen gereich vor (21) (Abb. 1). Die Methode erlaubt es, sich ein Bild yon der Wirksamkeit eines Pr•iparates zu machen, wenn man vorund nach der Anwendung den Quellverlauf in Wasser an ein und derselben Stelle im Mikroskop verfolgt. Die Beobachtungen k6nnen wiederholt werden, da das Haar nicht, wie bei Dehnungs- und ReiB- festigkeitsmessungen, mechanisch beansprucht wird. In der vorliegenden Arbeit soll tiber Beobachtungen berichtet werden, die mittels Farbmikrophotographie bei der Quellung des Haares in Kaltwell- mitteln festgehalten sind. Verwendet wurden ausgek•immte, l•ingere farblose Frauen-Kopfhaare yon einer Person. Der Durchmesser war mittelstark und betrug etwa 60 his 70 t-•). Bis auf regelm•iBige W•ischen waren sie unbehandelt und, nach dem mikroskopischen Bild zu urteilen, unbesch•idigt. Sie wurden innerhalb einer Minute zweimal mir •thanol und einmal mir Athyl•ither gereinigt und bei Raumtemperatur in 60 -- his 70prozentiger rela- 1) Haare mir einem Durchmesser yon etwa 60 his 70 ,u zeigen, im Polarisationsmikroskop betrachtet, in der Mitre des Cortex ein Blau zweiter Ordnung, das sich schon bei geringer Quellung fiber Violett - Rot- Orange nach Gelb erster Ordnung ver•indert. Der f•bergang ist sehr markant. Bei Haaren gr6Berer Dicke hat man Farben h6herer Ordnung. Hier ist der Farbwechscl nicht immer so eindeutig. Dtinne Haare geben wenig hervorstechende Farben. Man benutzt dann mir Vorteil ein Gipspl•ittchen Rot erstcr Ordnung (Rot I), um lebhaftere Polarisationsoearben zu erhalten.
QUELLUNG DES HAARES IN KALTWELLMITTELN 545 tiver Luftfeuchte aufbewahrt. Far die Beobachtung im Mikroskop wurden Teile nahe der Haarwurzel, also etwa gleichen Alters (4), in kleinen Schlingen von einigen Millimetern Durchmesser mittels einer Harz16sung auf dem Ob- jekttr•iger befestigt. Mit diesera Kunstgriff wurde vermieden, dab sich das Haar infolge der Quellung in den Fltissigkeiten drehen, w•ihrend der Auf- nahme verschieben und aus dem Gesichtsfeld wandern konnte. So war es m6g- lich, nut einen kleinen Teil des Haares reagieren zu lassen. AuBerdem wurde reit Sicherheit vermieden, dab Reaktions16sung dutch die Schnittfi•ichen in das Haarinnere eindringen konnte. Alle Untersuchungen wurden bei 20-21ø C, also Zimmertemperatur gemacht. Die Pr•iparate wurden reit einigen Tropfen der L6sung befeuchtet und nach Abdecken reit einem Deckgl•ischen in Zeitintervallen photographiert. Die Beobachtungszeit wurde bis zu 30 Minuten ausgedehnt. Es soll ausdrticklich betont werden, dab diese Behandlung nicht den Umst•inden entspricht, die man bei der Kaltwelle am Kopf hat. Die Reaktionstemperatur war mir ca. 20 o C einerseits zu niedrig, andererseits wurde ein groBer k•berschuB an Reaktions- 16sung verwendet, um gentigend Wirkstoff zu haben und um den pH-Wert und die Konzentration m6glichst konstant zu halten. Letzteres ist bei der praktischen Dauerwelle am Kopf sicher nicht der Fall. Deshalb dtirfen die Resultate nicht ohne weiteres in die Praxis tibertragen werden. Die Untersuchungen wurden mir 1-normalen L6sungen verschiedener Mercaptoverbindungen und anderer Kaltwellchemikalien durchgeftihrt, wobei das pH mir Ammoniak eingestellt war. Als Vergleichssubstanzen dienten destilliertes Wasser, 1-normales Ammoniak wie auch konzentriertes Ammoniak. Interessant und aufschluBreich ist schon die Quellung in destilliertem Wasser, pH 6,4. Im allgemeinen leuchten innerhalb yon ca. 2 Minuten, oft aber schon nach einigen Sekunden die ersten Zellen der zun•ichst dunkeln, lufthaltigen Medula (rot) auf, ohne dab sich die bunten Polarisationsfarben des Cortex wesehrlich •indern. Die Medulazellen f•llen sich mir Wasser, das durch submikroskopisch feine Spaken und Poren schnell eindringt sie werden licht- durchl•issig (Abb. 1). In den Cortex dringt das Wasser erst allm•ihlich, und zwar yon auBen durch die Cuticula ein. Die zun•ichst dtinnen, hellgelben Randzonen werden breiter, die bunten, bei mittelstarken Haaren blauen Streifen langs der Medula dtinner und schmaler. Sie werden yon unscharfen, verschwommenen roten B•indern durchbrochen. Die Farben •indern sich. Am gebogenen Haar stellt man fest, dab sich der Farbwechsel im Innenbogen, an der konkaven Seite schneller vollzieht, dab das Wasser also schneller eindringt und der Cortex dort schneller quillt als im AuBenbogen, an der konvexen Seite. Die Farb•inderung verl•iuft meist nicht gleichm•iBig. Man beobachtet verschiedenfarbige Stellen im Haar. Erst allrn•ihlich gleichen sich die Farben an, und erst allm•ihlich wird die ganze Medula hell. Die Zeiten variieren bei den einzelnen Haaren stark. Die Vorbe- handlung, Absorption yon Wasch- und Netzmitteln, mehr oder weniger
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