518 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Zu jedem Teilgebiet der angewandten Psychologie gibt es Dutzende von Btichern tiber Grundlagenforschung und handfeste Anwendungsm6glichkei- ten. Nut zur Geruchsps_ychologie ist letztlich das, was eine praktische Auswertung erm6glicht, sehr sp•irlich (1) bis (28). Es gibt wohl Bticher und Arbeiten tiber den Zusammenhang des Duftph•inomens mit der menschlichen Psyche, zum Beispiel Jellineks ,,Psychologische Grundlagen der Parftimerie" (29). Die mei- sten solchef Arbeiten abet haben spekulativen Charakter, und nut in wenigen F•illen sind die Hypothesen experimentell best•itigt (14, (17), (30), (31). Es ist doch wohl bei der Auswahl einer Parftimierung erwtinscht, die psycho- logische Wirkung der Geruchsreize, die dutch sie hervorgerufenen Assoziatio- hen und Erlebnisqualit•iten a priori zu kennen. Hierzu muB gekl•irt werden - was auch der AUFGABENSTELLUNG dieser Arbeit entspricht-, ob Dtifte tiberhaupt objektive Anmutungsqualit•iten erzeugen und sich diese Anmutungsqualit•iten feststellen lassen. Weiter muB gekliirt xverden: Gibt es Dtifte, die von einer groBen Zahl Men- schen in iihnlicher oder gar gleicher Weise empfunden und auch angegeben werden? Und letztlich: Ftihren diese Duftcharakteristika zu qualitativ und quantitativ gleichsinnigen •uBerungen ? Selbstverstiindlich lassen Experimente nur das letzte Glied in der Fragestellung erkennen, niimlich die •uBerung des Menschen und nicht die Erlebnisqualitiit selbst. Unter gleichen •uBerungen k6nnen sich ja verschiedene Erlebnisse ver- bergen und aus gleichen Erlebnissen k6nnen verschiedene Urteile entspringen. In jedem Fall kann nur die Sprache der Ausdruck des Geruchserlebnisses sein. An W6rtern aber, die ausschlieBlich zur Kennzeichnung von Dtiften diehen, herrscht ein empfindlicher Mangel. Eine sehr merkwiirdige Tatsache, die sich tibrigens in allen Sprachen findet. Es erschien uns deshalb nicht ratsam, unsere Versuche auf freien Assoziationen oder Beschreibungen zu Riechstoffen aufzu- bauen. Es sollte gezielter gearbeitet werden, um besser vergleichbare Kriterien zu schaffen. Gleichzeitig wollten wir zu kliiren versuchen, welche Duftbezeich~ nungen tiberhaupt allgemein gebriiuchlich werden k6nnen, denn die Termino- logie der Fachleute ist nicht auf das Publikum anwendbar. VERSUCHSANORDNUNG Um also gezielt arbeiten zu k6nnen, wurde eine andere Methode angewendet. Bei dieser hatte die Versuchsperson eine gegebene Begriffsskala an jeden gebo- tenen Duft anzulegen. Anregung zu dieser Versuchsanordnung gaben die yon P. H o f s t ii t t e r (32) beschriebenen Begriffsspektren und -profile.
GERUCHSPSYCHOLOGIE UND PARFUMIERUNG 519 So wurde ein Testblatt mit den folgenden 66 Adjektiven entworfen: angenehm natiirlich unharmonisch anregend hart arm ge spannt siiB b renzlig fr6hlich kalt milde erregend hell unruhig ruhig fruchtig eng wach zart niichtern voll spitz schwach blumig leicht einsam ernst eckig primitiv locker frisch k/Snstlich klar unangenehm tief harmonisch langweilig weich reich ge16st bitter streng niederdrtickend warm weir wiirzig dunkel faulig beruhigend harzig schw•irmerisch heiter grob stark miide schwiil gesellig leer stumpf kultiviert dicht schwer hoch trtibe fund Die Versuchspersonen hatten es also mit vorgegebenen Begriffen zu tun, die sie den gebotenen Dtiften und der dutch sie hervorgerufenen Erlebnisqualit•t nach eigenem Urteil zuordnen konnten. Jede Gruppe beurteilte an einem Tage nut jeweils einen Riechstoff. In der Reihenfolge ihrer Darbietungen handelte es sich um: 1. Citral (agrumig) 2. Geraniol (blumig) 3. p-Methylchinolin (animalisch) 4. Eugenol (warzig) 5. Menthon (minzig) 6. Hexenylformiat (griin) Es wurden die reinen Konzentrate mit chemisch eindeutig definiertem Cha- rakter gereicht. Eine Gradeinteilung auf dem Testblatt erm6glichte eine wiinschenswerte Abstufung der Urteile tiber den Bereich von gat nicht passend = 0 etwas passend = 1 gut passend = 2 recht gut passend = 3 sehr gut passend = 4
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