558 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS metische Vorgeschichte zu erheben. Besonders interessant wire der Vergleich yon LeSslichkeitendiagrammen der Haare in verschiedenen Stadien yon Er- krankungen. Wenig wahrscheinlich ist, soweit dies an den etwa 20 untersuchten Haarsor- ten festzustellen mOglich war, dab zwischen dem L6slichkeitsverhalten und der Haarpigmentierung ein iibergeordneter Zusammenhang bestehe. Abet auch hier ist letzten Endes eine systematische Untersuchung unter Beachtung der vorerwiihnten und experimentell mir dieset Arbeit schon erfaBten Voraus- setzungen noch erforderlich. Zur Verfiigung stand ein He/erochromie zeigender Miidchenzopf. Es inter- essierte daher festzustellen, wie sich die hellere Striihne yon der dunkleren im L6slichkeitsverhalten unterscheiden wiirde. Die entsprechenden Diagramme in Abb. 2 lehren, dab der Unterschied sehr deutlich ist. Der Mensch ist also be- fiihigt, lokal ein vom iibrigen Haupthaar verschiedenes zu produzieren. Beide Haarsorten k•Snnten, wenn der gleiche Ursprung nicht bekannt wire, ebenso- gut als yon zwei verschiedenen Personen srammend beurteilt wetden. I1 , / v ',7../ 0 Abb. 2. L•Sslichkcitendiagramme der Haare bei einem Fall von Hetero- chromie Die vorliegenden Ergebnisse beriihren auch die Frage nach der Cortex-Natur des Humanhaares. Wie J. H. Dusenbury und J. Menkart (6) an einem (blonden) Hu- manhaar im Vergleich zu Mohair- und ande- rer Wolle zeigten, geh•Srt es, well chemisch am widerstandsfiihigsten, nach der Termi- nologie yon E. H. Mercer (7) dem Para- typus an. Dusenbury und Menkart ge- langten zu dieset Folgerung dutch den Nachweis, dab Humanhaar u. a. nach Schii- digung dutch Kochen mit verdiinnter Schwefelsiiure eine sehr viel geringere AL auoeweise als die iibrigen Wollhaarsorten. AuBerdem ermittelten sie einen viel h•She- ten Cystingehalt. Wenn sonach, auch ohne }egliche voran- gehende Behandlung, die AL manchef hier untersuchten Humanhaarsorten iiber 10 bzw. bei fast 20% (die HBL sogar bei fast 50%), liegt, so erscheint es nicht unwahrscheinlich, dab derart im voraus schon,,sensibilisiertes" Haar nach dem Vorgang von Dusenbury t, nd Menkart dutch Siiure so ge- schiidigt wetden k•Snnte, dab mit wesentlich h•Sheren AL-Werten zu rechnen wire. Es sind daher in diesem Bezug groBe Unterschiede zu erwarten und die Ansicht, Humanhaar hiitte in }edem Falle Paracortex-Natur, bedarf gerade aus kosmetischen Griinden eingehender systematischer Weiterprtifung.
PHYSIKALISCHES/CHEMISCHES VERHALTEN VON HAAREN 559 Die L6slichkeitsuntersuchungen sind selbstverstitndlich schlieBlich mit dem Problem der Haarschitdigung bzw. der Messung der Wirkung yon Kosme- ticis auf das Humanhaar auf das engste verkniSpft. Aus den L6slichkeitsdia- grammen erkennt man sehr deutlich, xvie unterschiedlich groB die Differenzen der L6slichkeiten fist natives und gebleichtes Haar sind, vorausgesetzt, dab das Bleichen unter stets gleichen Bedingungen erfolgt. Es ist m6glich, diese Schitdigung dutch eine Zahl auszudriScken - far jede L6slichkeit eine - die die L6slichkeit des nativen Haares in Prozenten der L6slichkeit des gebleichten Haares angibt. Eine Haarsorte wire dann- im Vergleich zu anderen- um so weniger geschitdigt, je nither die erwithnte Zahl an 100% herankitme. Auch Verringerungen der L6slichkeiten lieBen sich ithnlich als zahlenrnitBiger Aus- druck einer Verbesserung berechnen. Alle solche Angaben k6nnen abet weils nut fist das gerade untersuchte Haar Gi51tigkeit haben. Die Humanhaare wachsen eben bereits in einem jeweils biologisch gegebenen Zustand, der gekennzeichnet ist dutch einen besonderen Quervernetzungsgrad, eine be- sondere mittlere Proteinkettenl•inge, eine besondere Blockierung solvatisie- render Seitenkettenfunktionen, einen besonderen Bindungsgrad situreemp- findlicher WasserstoffbriScken bzw. einen besonderen hydrolytischen Vor- schaden. Diese Merkmale sind dutch die HBL, AL und SL in gewissem Um- fang erfaBbar. Diese, wenn man will, ,,natifrliche Schitdigungsbereitschaft" unterschiedlichen AusmaBes erklitrt die unterschiedliche Wirkung ein und des- selben kosmetischen Pritparats bei verschiedenen Haarsorten. Sonach bleibt oftenbar nichts anderes fibrig, als - wie ich es schon in einer eben erschienenen Arbeit getan habe (8) - die tatsitchliche Schitdigung des Haares nut als jenen Zustand zu verstehen, in dem es das menschliche Ex- terieur zu entstellen vermag. 2',sam/•enf assang Es wird dutch Bestimmung der Harnstoff-Bisulfit-, Siture- und Alkali- 16slichkeit gezeigt, dab native Humanhaare in Faserrichtung deutlich unter- schiedliches 1,6sungsverhalten aufweisen. Die L6slichkeiten nehmen mit der Entfernung von der Kopfhaut zu. Diese Unterschiede erfahren eine manchmal geradezu dramatische Verstitrkung dutch Bleichen mit Hydrogenperoxyd in ammoniakalischer L6sung. Die L6slichkeitendiagramme nativer Haare. sind je nach ihrer Herkunft auBerordentlich verschieden. Ein ifbergeordneter Zusammenhang mit der natifrlichen Haarfarbe erscheint abet unwahrscheinlich. Heterochrome Haare von einem Kopf verhalten sich beziiglich der L6slichkeiten wie Haare von zwei Individuen. Die gewonnenen Ergebnisse legen die Begrifle der nativ-chemischen bzw. nativ-physikalischen sowie der artifiziell-chemischen bzw. artifiziell-physika- lischen Variabilititt nahe. Aussagen fiber das AusmaB von Schitdigungen mit Hilfe der verschiedenen L6slichkeiten sind stets nut t'iir eine Haarsorte m6glich.
Previous Page Next Page