5:}8 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS als ob sich die beiden Komponenten, Alkali und Mercaptoverbindung, gegen- seitig Tot und Tiir 6ffnen und den Zugang zu den Schweoeel- und Wasserstoff- briicken oereilegen. Dabei finder eine weitgehende Desorientierung des Cortex, verbunden mir einem Abbau der EiweiBketten, also einer starken Schidigung, start. Letztere kann dutch Nachbehandlung nut teilweise oder iiberhaupt nicht riickgiingig gemacht wetden. Ein iihnliches Bild bietet sich, wenn man Haar in h6herprozentiger (30prozentiger) Kaliumhydroxyd16sung mir einem pH fiber 12 (also ca. 1000fach stiirkerer Hydroxylionenkonzentration) behandelt (Abb. 20 u. 21). Zweifellos wird das Haar in Mercapto16sungen mir einem pH fiber 9,5 dutch Alkali und Ammoniak stark geschidigt, viel stirker als bei Abwesenheit der Mercaptoverbindungen. Dafiir spricht auch das Anwachsen der Hygroskopizitit der kaltgewellten Haare. Es erhebt sich noch die Frage, wie die fiblichen Nachbehandlungsmittel den Farbwechsel und damit den Quellungszustand beeinfiussen. Bei Anwen- dung yon nicht angesiuertem Hydroperoxyd wurde bei gleichzeitigem Ammo- niakiiberschuB im Haar eine weitere sehr starke Quellung gefunden. Mit einem rapiden Anwachsen des Durchmessers stdlte sich eine einheitliche helle Polari- sationsfarbe ein. Geniigend sauer eingestellte Hydrogenperoxyd16sungen unterbinden eine weirere Quellung. Die Polarisationsfarben bleiben erhalten oder gehe n sogar in solche h6herer Ordnung fiber. Die urspriinglichen Farben finder man also erst nach dem Trocknen wieder. Die Nachbehandlung mir Formaldehyd16sungen, der Einbau yon Methylen- briicken, hat eine sehr starke Wirkung. - Formaldehyd wird seit vielen Jahren hin und wieder zum Hiirten des Haares nach dem Blondieren und Dauer- wellen benutzt. Der Durchmesser des gequollenen Haares schrumpft bei der Formaldehydbehandlung. Geoeunden wurde eine Schrumpfung bis zu 50ø/o . Leõende zu den Abbildunõen •uf den niichs/en Seilen Haar in desti//ier/em IVasser: Bild 1) nach 30 Sek. Beginn der Quellung. In der dunklen Medulla leuchten vereinzelt Zellkomplexe rot auf, ein Zeichen, dab bereits Wasset dutch submikroskopisch feind Spaken bis in die innerste Schicht gedrungen ist. Der Cortex zeigt noch keine Farbiinderung. Bild 2) nach 30 Min. Die Medulla ist in ihrer ganzen Ausdehnung rot, d. h. mir Wasset geftillt. Fortge- schrittene Quellung: Verbreiterte gelbe Riinder. Der blaue Streifen lings der Medulla ist im AuBenbogen schmider, im Innenbogen r6tlich-violett geworden. Hier im gekrtimmten Haar an der konkaven Seite ver- liiuft die Quellung schneller. Dutch Stauchung kommt es zu einer Verschiebung der Cuticularinge und zu einer Erweiterung der Interzellularri•ume des Cortex (vgl. auch Bild 19). Haar in kongentriertem •4mmoniak: Bild 3) als Trockenpriiparat. Die Schuppenstruktur der Oberfliiche ist dutch quergestreifte Binder ange- deutet. Bild 4) nach Min. in konzentriertem Ammoniak. Die Polarisationsfarben, die zuniichst ganz dem Bild 1 entsprechen, sind in gelb bis orangerot umgeschlagen und iindern sich in den ni•chsten 30 Minuten nicht roehr. Alle freien sauren Gruppen des Keratins sind als Ammonsalz gebunden. Damit ist eine weitere sti•rkere Quellung blockleft. Haar in 1 norm. Thioglyko/sdure (pH mir Ammoniak auf 3,7 eingestellt): Bild 5) nach 30 sek. Noch keine Farbi•nderung, Medulla noch dunkel. Die Thioglykolsiiure dringt weniger schnell in das Haar ein als Wasset. Bindung dutch basische Gruppen. Bild 6) nach 30 min. Medulla mir Fltissigkeit geftillt. Deutliche Quellung yore Rand her kenntlich an breite- ten gelben und schmiileren blauen Streifen.
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