SEX MOTIVES DURING ODOR PRESENTATION 547 Fortf/fihrung fr/fiherer Arbeiten schien uns deshalb eine experimentelle Clberprtifung psycho-sexueller Auswirkungen von Geruchsstoffen am Menschen erforderlich. Soiche Untersuchungen tragen nicht nur zu einer besseren objektiven Differenzierung der bisher mehr intuitiv erfaf•ten Geruchswirkungen bei, sondern kOnnten auch das Verst'findnis der psycho-olfaktorischen Wirkungen und ihrer verhaltenssteuernden Effekte mit allen theoretischen und praktischen Implikationen f6rdern. B. Angewandte Methode Wahmehmungsprozesse und Verhaltenstendenzen werden durch interne und externe Reizbedingungen gesteuert. Diese Tatsachen sind seit langem bekannt und sie bedeuten, dag der menschliche Organismus je nach Bed/firfnislage die Leistungsf•ihigkeit der Sinnesorgane zu beeinflussen vermag. Ein Beispiel: Vielen Frauen ist die Erfahrung bekannt, dag sie im Zustand eigener Schwangerschaft auf der Strage schwangere Frauen eher sehen als sonst. Oder: einem hungernden Menschen fallen Objekte, d•e mit Nahrungsmitteln zusammenh•ingen, bereits unter Bedingungen auf, unter denen sie dem Ges&tigten verborgen bleiben (5}. Analog dazu stellten wir uns die Frage: Kann ein durch Parrum stimuliertes Individuum Reize sexuellen Inhaltes schneller erkennen als ohne Parfum ? Die meisten Untersucher, die sich mit der Abhangigkeit der Wahr- nehmung von internen oder extemen Reizbedingungen befassen, be- dienen sich optischer Methoden, weil mit ihnen Prtifungsbedingungen besonders gut abzustufen und experimentell erfaf•bar sind. Es lag deshalb nahe, auch f/fir die von uns beabsichtigten Untersuchungen visuelle Reize zu verwenden. Unser Experiment bestand aus der Darbietung von Diapositiven, auf welchen gleichzeitig eine st•idtebauliche Ansicht von Mtinchen und eine erotische Szene zu sehen war. Diese Doppelbilder ergaben sich dadurch, daf• wir ein Dia aus einem Andenkenladen und ein zweites mit einer sexuellen Szene/fibereinander legten. Wir verwendeten 8 solcher Bilder mit unterschiedlichen baulichen und erotischen Szenen, die wir so anordneten, dag beim 1. Bild eindeutig die Stadtansicht und beim 8. Bild eindeutig der sexuelle Inhalt dominierte. Die dazwischenliegenden Bilder wurden so variiert, daf• von Bild zu Bild die Stadtansicht zugunsten des sexuellen Inhaltes abnahm. Der Sinn dieser Doppelbilder bestand darin, eine unklare Wahmehmungssituation zu schaffen, wodurch die Versuchspersonen die M6glichkeit hatten, im Sinne einer Wahrnehmungsselektion den einen Inhalt zu bevorzugen und den anderen zu vemachl•issigen.
548 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Von den verschiedenen M•3glichkeiten zur Abstufung visueller Reize w•ihlten wir zwei aus: 1. Wie oben beschrieben: Die unterschiedlich dominante Einbettung sexueller Inhalte in einen neutralen Hintergrund. 2. Die Vorftihrung von Dias sexuellen Inhaltes mit wechselnden Dar- bietungszeiten. Im Rahmen sogenannter tachistoskopischer Experi- mente wurden die Bilder nur ftir Bruchteile yon Sekunden gezeigt. Durch die Versuchsm•ordnung sollten die folgenden Hypothesen tiberpriift werden.: 1. Die Wahrnehmung optisch sexueller Reize ist al von der Dominanz des sexuellen Bildgegenstandes abhangig, bl yon der Darbietungsdauer. 2. Unter gleichzeitigem Einfluf• von Duftreizen kommt es zu einer Senkung der Wahrnehmungsschwelle f/fir visuelle erotische Reize mit der Folge, dag: al eine Wahmehmung sexueller Stimuli bereits bei einer geringeren Dominanz eintritt, b I schon bei ktirzeren Darbietungszeiten sexuelle Reize wahrge- nommen werden. 3. Die Differenz zwischen der yon der Duftwahmehmung unbeein- fluidten und der durch die Duftwahrnehmung gef•3rderten Reaktion sollte im Ambivalenzbereich, in dem der stadtebauliche Eindruck und der Sexeindruck ungefahr gleich stark ist, am st•irksten ausgepragt sein. In dem folgenden Schaubild IAbb. 1} soll diese Anordnung schematisch veranschaulicht werden. In der oberen Reihe bedeutet die schwarze Flache den Anteil des Sexreizes, dic weif•e Flache den Anteil der Stadtansicht. Man sieht, wie sich die relative Dominanz der beiden Alternativen ,,Stadt" und ,,Frau" von Dia 1 bis Dia 8 allmahlich verschiebt. Um zu prtifen, ob der zu vermutende Einfluf• der Duftdarbietung sich bei unterschiedlicher Projektionsdauer verschieden stark auspragt, wurden 4 Diaserien mit vier verschiedenen Darbietungszeitcn projiziert. Die Zeiten waren: 1/250, 1/200, 1/170 und 1/125 Sekunde. Wit nahmen an, dat bei erschwerter Wahrnehmung, d. h. bei sehr kurzen Darbietungszeiten, die Duftapplikation die Wahrnehmung in spezifischer Weise erleichtem wtirde, so dat bei den kfirzeren Darbietungszeiten der Einfluf des Duftes
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