UBER DIE GELSTRUKTUR DER SALBEN 293 oder um was es sich eigentlich handelt. ,,Butteriihnlich" ist ein verschwom- roeher, bildhafter Begriff, ,,halblest" ist allerdings auch nicht viel besser. Wir miissen deshalb versuchen uns klarzumachen, in welchen Eigenschaften sich der Zustand ,,butteriihnlich" oder ,,halblest" iiugert. Ein Buttermodel macht bei Raumtemperatur durchaus den Eindruck eines festen K6rpers. Als Quader liegt er scheinbar formbestfindig vor uns. Es macht uns jedoch keine Mfihe, mir dem Messer ein Stfick abzuschneiden und die Butter nach Belieben dick oder d/finn auf ein Stiick Brot aufzustreichen, mir ihr L6cher im Brot auszustopfen, kurz und gut, sie so zu verformen, wie es uns pagt. Sobald wir jedoch mir dem Streichprozeg aufh6ren, behiilt die verstrichene Butter genau die Form, die wir ihr gegeben haben*. Diese Art der Ver- formbarkeit nennt man plastische Verformbarkeit sie steht im Gegen- satz zur elastischen Verformbarkeit, bei der nach dem Absetzen der ein- wirkenden Kraft ein K6rper wieder die urspr/fingliche Form annimmt. •tbb. l stellt schematisch diese beiden Verhaltungsweisen dar es ist auch eine Kom- bination von beiden m6glich mir teilweiser R/fickbildung der urspr/finglichen Form. Noch bildhafter k6nnen wir uns das plastische Verhalten anhand eines Salbenstranges vorstellen, den wir aus einer Tube gedr/fickt und auf den Handr/ficken aufgetragen haben. Mit leichtem Fingerdruck quetschen wir den Strang an einer Stelle etwas zusammen nachdem wit den Finger entfernt haben, bleibt dort der Salben- strang so niedrig, wie wit es gewollt .,4bbildung ! Schematische Darstellung des plastischen und elastischen Verhaltens und der kombinierten elastoplastischen Verformung. * Voraussetzung ist natiirlich, dab keine Erwiir- mung und kein Schmelzen der Butter eintritt, weil diese dabei fltissig wird. I I I I I I • I I I I [ I I I I I I f Zeit Plostiso• I/erformung I I I ] 1 I I I I I I I I I ? I I I I Zeit Plaslo - Ek•iso• Vorformung I
294 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS haben, und schnellt weder v611ig noch teilweise auf die ursprtingliche H6he zuriick. Nun repr•isentiert selbst ein feiner Fingerdruck hereits einen verh•iltnis- m•iBig betr•ichtlichen Druck p (Kraft auf eine Fl•iche) oder eine merkliche Schubspannung , (Kraft l•ings einer Fl•iche) yon einigen Tausenden, wenn nicht Zehntausenden yon dyn. cm -2 (•b, Mikrobar)*. Wetden jedoch we- sentlich kleinere Krafteinwirkungen angewendet, so wird die Gestalt des Salbenstrangs nicht veriindert oder es erfolgt - wenigstens theoretisch - bestenfalls eine elastische, d. h. rtickfedernde Verformung. Es besteht somit ein kritischer Minimalweft ftir die Spannung, bei welchem die Salbe zu flieBen beginnt und somit plastisch verformbar wird. Man nennt diesen Grenzwert der• praktischen FlieBpunkt oder die praktische FlieBgrenze *0.** 5. DER FLIESSPUNKT Idealviskose FRissigkeiten wie Wasset, Glyzerin, Ole oder fltissiges Paraffin besitzen keinen FlieBpunkt. Die geringste Krafteinwirkung bringt sie zum FlieBen, d.h. zum laminaten f3bereinandergleiten der Substanzschichten. Graphisch wird dieses PNinomen dutch eine FlieBkurve (Rheogramm) dar- gestellt. Die Viskosit•it einer idealviskosen, Newtonschen FRissigkeit ist bei bestimmter Temperamr eine Materialkonstante wie z. B. die Dichte oder der Berechnungsindex. Unter der Einwirkung einer Schubspannung x (in [dyn. cm-2]) entsteht ein Geschwindigkeits- oder Schergef•ille D (in [cm/sec. cm] = [sec-•]) der Quotient x/D ist bei gegebener Temperarut eine Konstante, die Viskosit•it 7: r/ = • [dyn' sec' cm -z] oder [g' cm -1' sec-1]. (I) In einer Graphik, in welcher D = f (•) dargestellt wird, ist • der Korangens des Neigungswinkels = des gerad!inigen Rheogramms einer Newtonschen Fltissigkeit (Abb. 2) ***. Wird in einer solchen Fltissigkeit ein Pulver suspen- dleft, so entsteht yon einem bestimmten Feststoffgehalt an eine FlieBgrenze. Sie ist die Folge eines ,,Gertistaufbaus" dutch die in der FRissigkeit sich befindenden resten Partikeln, die wegen der hohen Pulverkonzentration zu * Berneis, K. H., Mtinzel, K. und Waaler, T. (15) haben festgestellt, dab verschiedene, aus der Schmelze erstarrte Vaselinsorten bei 22 øC eine minimale Schubspannung zwischen 3 200-7300 dyn ß cesm -2 ben6tigen, damit sie zu flieBen beginnen. ** Englisch Yield value Franz6sisch: Seuil d'dcoulement. *** Eine flach ansteigende Gerade ist somit, da cotg a groB ist, das Rheogramm ftir eine sehr viskose, eine steile Gerade mir groBem Winkel a, abet kleinem cotg a, dasjenige ftir eine niedrigviskose Fltissigkeit.
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