OBER DIE GELSTRUKTUR DER SALBEN 323 Abbildung 20 Fliegkurve eines rheopexen K6rpers. Fliissigkeit zwischen 60 und 40 % der Zubereitung ausmacht*. Die Steigerung der Pulverkonzen- tration macht sich in einer Anderung des Fliefiverhaltens bemerkbar. Wiihrend Suspensionen mir einer idealviskosen Fliissigkeit ebenfalls idealviskos sind (Abb. 2) - sofern keine Kohiirenz zwischen den festen Partikeln eintritt, was zur Gelbildung und zu rheologischer Thixotropie fiihrt - stellt sich mir steigender Pulverkonzentration ein Fliefipunkt ein die Paste zeigt eine plastische Fliefikurve (_/lbb. 2). Wenn die fiiissige Phase vom Pulver adsorbiert wird, tritt bei geniigender Konzentration des Pulvers ein Zustand ein, in dem keine freie, sondern nut noch adsorbierte Fliissigkeit vorhanden ist. Wetden solche Pasten mir steigender Schubspannung geschert, tritt Fliefiverfestigung oder Dilatanz ein. Das Rheogramm wird fiacher, d.h.. die Viskosit2t wird griSfier. Es wird angenommen, dab die kugelpackungsartig gelagerten Partikeln mit der adsorbierten Fliissigkeitshiille bei Scherbeanspruchung zu ,,briickenartigen" Strukturen verkeilt wetden, zwischen denen fiiissigkeitsfreie Hohlriiume entstehen dadurch wird das Gleiten erschwert und die Viskositiit steigt. Wird mir der Schubspannung zuriickgegangen, stellt sich wieder die niedrige Viskositiit ein. Es entsteht u. U. eine Hystereseschleife, die den gegenteiligen Verlauf der thixotropen Schleife zeigt Aufwiirtskurve und Abwiirtskurve haben ihren Platz vertauscht (Abb. 20). Dieses Fliefiphiinomen wird Rheopexie (in USA auch Anti- thixotropie) genannt. Die Abb. 2/ und 22 zeigen die Fliefikurven von Zubereitungen aus Glyzerin mir steigenden Anteilen Kaolin, aus denen der Obergang vom idealviskosen zum rheopexen Fliefien mir Auftreten eines Fliefipunktes deutlich hervorgeht. Pasten, die inkohiirente feste Partikeln enthalten, zeigen somit eine Fliefiverhalten, das sich von dem der thixotropen Gele unterscheidet. Kunstvaselin und Kunstglyzeridfette lassen sich gat nicht auf die gleiche Weise wie Pasten herstellen. Dutch Verkneten von beispielsweise 30 % ge- pulvertem festem Paraffin, gepulvertem Bienenwachs und gepulverten resten * Die Umschlagspaste aus Kaolin oder Bolus mit ungef•ihr gleichen Gewichtsteilen Glyzerin (z. B. Pasta Boli glyzerinata Ph. Helv. V) ist ein ,,klassisches" Beispiel einer pharmazeutischen Paste. Das Pulver wird portionenweise in die Fliissigkeit eingeknetet. Am Schlul• wird die Paste in Walzenstiihlen oder dgl. egalisiert (homogenisiert).
324 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Triglyzeriden (z. B. Tristearin) reit 70% fitissigem Paraffin oder 131 ent- stehen keine Salben, sondern nur durch - vorteilhafterweise - rasches Ab- ktihlen einer v611igen Schmelze aller Bestandteile, evtl. unter best//ndigem Rtihren. Nur bei diesem Herstellungsverfahren ist die Entstehung eines Gertistes aus Kristallen, die Solvation der fltissigen Phase und somit die Salbenbildung m6glich. 30 20--- 'T', dyn crr• 2 t, 000 8000 12000 16000 Mbbildung 21 * FlieBkurven von Mischungen aus Kaolin und Glyzerin (aufgenommen mir dem Rotovisko Haake). 1 Glyzerin allein, 2 70 % Glyzerin 3- 30 % Kaolin, 3 60 % Glyzerin + 40% Kaolin, 4 55 % Glyzerin + 45 % Kaolin, 5 50 % Glyzerin + 50 % Kaolin, 6 40 % Glyzerin + 60 % Kaolin. ß Der Veffasser dankt Herin Dr. Filllet fur die Herstellung der Pr•iparate und Herin Dr. K. Berneis fur die Bestimmung der Rheogramme der Mbb. 21 und 22.
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