I•IBER DIE GELSTRUKTUR DER SALBEN 297 noch keine gegenseitige Beriihrung der Partikeln durch mechanisches ,,Hin- einstopfen" von betr•ichtlichen Pulvermengen in ein gegebenes Fliissig- keits-Volumen erzwungen werden kann. Folglich bauen in diesem Falle schon wenige Partikeln unter geeigneten pr•iparativen Bedingungen in der Fliissigkeit ein kohiirentes Geriist oder eine kohiirente Struktur auf und bringen dadurch einen FlieBpunkt zustande. Die dabei wirksamen Bindungs- kriifte sind verschiedener Art und sollen spiiter behandelt werden. 6. RHEOLOGISCHE THIXOrROPIE Wenn von einer Salbe mit FlieBpunkt in einem Rotationsviskosimeter das Rheogramm aufgenommen wird, wobei gem•iB der Konstruktion dieses Viskosimeter-Typs das Schergef•ille D vorgegeben wird und z somit f(D) wird, stellt man eine eigenartige Erscheinung fest, die als rheologische Thixo- tropie bezeichnet wird. Sie besteht darin, dab unter der Einwirkung einer Scherbeanspruchung die Viskosit•it mir der Zeit bis zu einem gewissen End- wert abfiillt, ohne dab dabei die Temperatur geiindert wird. Nach einiger Zeit, manchmal nach sehr langer Zeit der Ruhe bei konstanter Temperatur, erh6hen die Priiparate wieder die Viskositiit oder nehmen sogar erneut den ursprtinglichen Wert an. Es gibt aber auch F•ille (z. B. Yoghurt), in denen die urspriingliche Viskosit•it sich nicht mehr einstellt, sondern auf dem Tief- punkt bleibt es ist eine v611ige Rheodestruktion eingetreten. Die Thixotropie wird verursacht durch das im Produkt vorliegende Geriist, das infolge yon Anziehungskr•iften zwischen den geriistbildenden Bauele- menten zustande kommt. Durch die zeitlich linger dauernde Einwirkung einer Scherbeanspruchung wird der Geriistaufbau fortlaufend stiirker ge- st6rt, u. U. zerst6rt, und die Viskositiit sinkt. Der Grad der Geriistzerst6- rung hiingt ab yon der Gr6Be des zerst6renden Deformationsgefiilles und vom Regenerationsverm6gen der aufbauenden Kriifte der Geriistelemente. Nach einer bestimmten Scherdauer, die mir einem Abfall der Schubspannung z bei konstantem Wert yon D verbunden ist, stellt sich schlieBlich ein Gleichgewichtszustand mir einem Endwert yon rein. Die Auswirkung die- ser Vorg•inge auf die MeBergebnisse ist in Abb. 5 dargestellt. Das exakte Verfahren zur Messung der Thixotropie ist zeitraubend, da man stets yon ausgeruhten - u. U. yon regenerierten - Substanzen ausgehen * Sie hat nur am Rande etwas reit dem von Freundlich gepriigten Begriff zu tun, der beobachtete, dab gewisse anorganische Gele aus anisometrischen Partikeln schon beim Schtitteln vom festen in den fltissigen und beim Ruhenlassen wieder in den festen Zustand tibergehen. Diese isother- misch verlaufende Gel-Sol-Gel-Umwandlung nannte er Thixotropie.
298 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS D Kurve der Kurve der Endwerte Anfengswerte /•bZrusamme/ uch der D 2 T. 2, E/11 .. /I• D2fC 2 / Zusamm en -/' ./bruch der.• •. Abbildung 5 FlieBkurve eines thixotropen K6rpers. Legt man an den K6rper z. B. das Schergefiille Dx bzw. D 2 an, so stellt sich die Schubspannung r•,A(nfangswert) bzw. r2, A ein, die stindig zurfickgeht, his nach einer gewissen Zeit der Weft •1, E(ndwert) bzw. Tg, l• erreicht ist. muB. Man miiBte deshalb z. B. den einmal gescherten thixotropen K6rper im MeBgerit durch Erwirmen wieder verfltissigen, abktihlen, die MeBtempe- ratur einstellen und eine bestimmte Zeit lang ruhen lassen, damit das Geriist in richtiger Art aufgebaut wird, d. h., vor jeder Messung mtiBte der K6rper peinlich genau stets die gleiche ,,Vorgeschichte" erfahren. Praktis•h wender man deshalb des sog. Hystereseverfahren nach GREEN (27) an. Man stellt eine kleine Drehgeschwindigkeit des RotatiOnsviskosimeterl ein •nd lidst am Appa• rat den h6chsten sich ergebenden Skalenwe}t ab, de,r nachher zur Berechnung yon •7 dient. Nach einer ganz bestimmten Zeit, z. B. nach 10 sec, stellt man auf die nichsth6here Drehge- schwi•digkeit ein. Wieder wird der h6chste auftretende Skalenwert abgelesen, 10 sec lang rotieren gelassen, auf die nichste Drehstufe eingestellt usw. SchlieBlich wird eine maximale Drehgeschwindigkeit erreicht, bedingt und begrenzt durch die Dimensionen und die Konstruk- tion des Rotationsviskosimeters. AnschlieBend geht man stufenweise auf gleiche Art und Weise mit den Drehgeschwindigkeiten wieder his zur niedrigsten zuriick. Die nun erhaltenen •:-Werte der ,,Abwirtskurve" sind bei gleichem D-Wert kleiner als die der ,,Aufwirtskurve", da in- zwischen das kohirente Geriist his zu einem gewissen Grade abgebaut wurde (Abb. 6). Man findet dabei, sofern die geeigneten Messapparate zur Verffigung stehen, zwei FlieBpunkte: den praktischen FlieBpunkt •70 (z. B. mittels der Haake-Viskowaage, Abb. 3) und den unter der Einwirkung yon Kriften sich ergebenden dynamischen FlieBpunkt •:f, der durch Extrapolation des getaden Teils der ,,Abwirtskurve" auf die Abszisse erhalten wird.
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