276 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS nicht realisierbar. So wurde beispielsweise nachgewiesen, dab bei der Ein- wirkung von Wasserstoffperoxid auf Humanhaar die Disulfidbriicken des Cystins unter Bildung yon Cysteinsiiuregruppen oxidativ aufgespalten wer- den (3). Das Ziel einer guten Blondierung muB deshalb nach den derzeitigen Kenntnissen darauf beschriinkt bleiben, eine mSglichst starke Blondierung bei mSglichst geringer Veriinderung des Haarkeratins zu erreichen. Die umfassende Beschreibung des Blondiervorganges verlangt u. E. die Beantwormng der folgenden Fragen: 1. Was geschieht bei der Blondierung mir dem Melanin? 2. Welche Nebenreaktionen laufen wihrend der Blondierung im Haar- keratin ab? 3. Wie ver•indern sich Blondierfiotten im Verlaufe des Blondiervorgangs und in welcher Beziehung steht ihre Veriinderung zum erzielten Blondierungs- grad? Frage 1 ,,Was geschieht bei der Blondierung mir dem Melanin?" ist bisher nicht eindeutig gekliirt. Melanin kann aus Humanhaar in einer Menge yon ca. 0,1% auf das Haargewicht bezogen isoliert werden (4, 5). Oxidative Ab-
QUANTITATIVE VERFOLGUNG 277 bauprodukte des Melanins sind Polycarbons•iuren des Pyrrols (6, 7). Synthe- tische Melanine, gewonnen durch Oxidation (enzymatisch oder nichtenzy- matisch) yon Dihydroxyphenylalanin oder Tyrosin, zeigen in einigen Eigen- schaften •hnlichkeit mir dem aus Haarkeratin isolierten Melanin (5). Melanin wird definiert als ein hochmolekulares Gebilde, das sich aus aromatischen heterocyclischen Bausteinen zusammensetzt. Ob unter Blondierbedingungen ein weitgehender Abbau des Melanins startfinder oder ob zur Entf•irbung hereits eine geringffigige St6rung der Konjugation in dem polycylischen System ausreicht, kann hisher nicht klar beantwortet werden. Die Identifizierung des oxidierten Melanins aus der ,,Blondierflotte" k6nnte ertl. Antwort auf die Frage 1 ,,Was geschieht bei der Blondierung mir dem Melanin?" geben. Problematisch wird diese Arbeit allerdings da- durch, dab hisher nicht sichergestellt ist, ob das Melanin w•ihrend der Isolie- rung aus Humanhaar denaturiert wird (5). Die Frage 2 ,,Welche Nebenreaktionen lauren w•ihrend der Blondierung im Haarkeratin ab ?" kann im Gegensatz zu Frage 1 ziemlich klar beantwortet werden. Harris und Smith (8) wiesen bereits im Jahre 1937 auf die Oxidations- produkte des Cystins bei Bleichvorg•ingen an Wolle hin. Eine f•bersicht fiber die Oxidationsvorg•inge an der Disulfidbrficke des Cystins wurde 1966 von Zahn dargelegt (3). _,4bb. 2 zeigt die Oxidationsprodukte des Cystins, die ebenfalls ffir Cystin innerhalb einer Peptidkette gelten. Wir konnten nachweisen, dab bei der Blondierung unter Praxisbedingungen Gewichts- zunahmen an Humanhaar auftreten, die parallel mir der Bildung von Cystein- s•iure verlaufen (9). Dies gilt nut ffir praxisnahe Blondierungen und praxis- nahe Blondierbedingungen. Bei Extremblondierungen im Labor (lange Ein- wirkzeit, hohe Temperatur) wird das Humanhaar so stark angegriffen, dab das Keratin bereits teilweise in L6sung geht, also selbstverst•indlich keine Gewichtszunahme mehr eintreten kann. R-SO-S-R Thlosulfins•ureester R-SO-SO-R Disulfoxid R-SO2•S-R lhlosulfons•ureester R-SO2-SO-R Sulfoxld-Sulfon R-SO2-SO2-R Disulfon Oxldationsprodukte Hydrolyseprodukte der Oxldatlonsprodukte R-SOH Sulfens•ure R-SO2H Sulfins•ure R-SO3H Sulfons•ture .4bbildung 2
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