308 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS zelle eine derartig scharfe Spezifitit (3), dab bereits das cis-cis-oder das trans-trans-Isomere etwa drei Zehnerpotenzen schlechter wirksam ist. Es erhebt sich dabei immer wieder die Frage, welcher Mechanismus eine solche extreme Sinnesleistung erlaubt. Keine der sogenannten Geruchstheorien hat bislang eine befriedigende Erkl•irung des Riechens gebracht. Der Gesamtvorgang, d. h. der Weg der nerv6sen Verarbeitung zwischen dem Duftreiz einerseits und der Empfin- dung andererseits ist sehr komplex und unfbersichtlich, und nut dutch Untersuchung von konkreten und fberschaubaren Teilvorgingen k6nnen Fortschritte erzielt wetden. Der erste Schritt ist die Reaktion des Riechstoff- molekflls mit der Merebran der Riechzelle, also der Eingang des Riechsystems, wo ja auch bereits die Unterscheidung zwischen den einzelnen Riechstoffen erfolgt. Wit haben deshalb versucht, diejenigen Stoffe experimentell zu bestimmen, die einen bestimmten Riechzellentyp in Erregung versetzen. Das Ziel ist, dutch Vergleich dieset Stoffe bei diesem Typ die ffr die Erregung maBgebenden Molekfleigenschaften zu erkennen. Unter einem Zelltyp ver- stehen wit hier alle Zellen reit gleichen und reproduzierbaren Reaktionen. Es wurde vor kurzem von W. A. Kafka (4) eine Arbeit mit demselben Ziel ver6ffentlicht, in der er das Spektrum eines Riechzelltyps der Wander- heuschrecke untersucht. Es zeigt sich dabei, dab die VerNiltnisse sehr kom- plex sind, was wit zum AnlaB hahmen, auf diesera Gebiet weiterzuarbeiten. Der Zweitgenannte yon uns hat etwa 300 gereinigte Substanzen an einem bestimmten Riechzelltyp auf der Antenne der SchmeiBfiiege Calliphora ery- throcephala elektrophysiologisch an einzelnen Sinneszellen getestet. Solche Versuche sind an Insekten aus vielerlei Grfnden sehr viel einfacher durch- fiihrbar als z. B. beim Menschen, nicht nut wegen der schweren Zug•inglich- kelt dieset Riechzellen in der Nase. Die SchmeiBfiiege, die in .Abb. ! zu sehen ist, kann eine Vielzahl ver- schiedenartiger Gerfche wahrnehmen und unterscheiden. Sie legt ihre Eier auf verdorbenes Fleisch oder auf Kise, dort entwickeln sich die Maden. Beides findet sie dutch ihren hochentwickelten Geruchssinn. Man kann die Fliege auch h•iufig auf Biff ten beobachten, ffr deren Unterscheidung sie eine Vielzahl verschiedener auf Blftendffte spezialisierte Riechzellentypen be- sitzt. Ein Typ wurde von uns herausgegriffen. In .Abb. 2 ist der Kopf einer solchen Fliege mit den keulenf6rmigen Antennen zu sehen, deren Oberfiiche dicht mir Sinneshaaren besetzt ist. Man klebt das Tier und die Antenne mit Wachs fest und sticht unter mikro- skopischer Kontrolle eine Mikroelektrode reit einem Spitzendurchmesser von etwa 1/•m in die unmittelbare Nihe einer Riechzelle und eine weltere in den Blutraum der Antenne (5) (6). Blist man nun einen Riechstoff, der die
DIE WECHSELWIRKUNG ZWISCHEN RIECHSTOFF UND RIECHZELLE 309 Zelle erregt, fiber das Tier, so lassen sich zwischen beiden Elektroden elek- trische Signale - die Nervenimpulse - abgreifen, deren Hiiufigkeit ein MaB fQr die Erregung der Sinneszelle darstellt. MeSelekt rode Abbildung I Frontansicht des Fliegenkopfes Augen Stempel ugselektrode 'Maul Ar ista Fun iculus Abbild•tng 2 ritzenolfaktometer
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