314 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS ktile die Membran treffen und auch wieder abgeftihrt wetden miissen. Die Frage der starken oder schwachen Wirksamkeit ist also, wenn man yon den spezifischen Akzeptoreigenschaften absieht, ein rein kinetisches Problem. Es gentigt nicht, wenn die Molektileigenschaften eines Riechstoffes ftir die Erregung der Sinneszelle ideal w•iren, die Molektile abet nicht mir ausrei- chender Geschwindigkeit zum Akzeptor diffundieren k•Snnen. Es ist auch denkbar, dab ein Riechstoffmolektil so fest mir der Zellmembran reagiert, dab es nicht sofort wieder loskommt, nachfolgende Molekiile behinderr und damit eine weltere Erregung blockleft. Man sieht, es besteht m•Sglicherweise die Notwendigkeit, bei den vorlie- genden experimentell gewonnenen Wetten, die die Zelle erregenden Mole- ktileigenschaften yon anderen Einfltissen, wie den Transport der Molekiile dutch w•tBrige Medien, zu trennen. Die Verh•tltnisse sind reichlich komplex. Dies ist abet auch nicht anders zu erwarten, sonst w•tren die den Geruch bestimmenden Molektileigenschaf- ten lingst bekannt. Es wurde versucht, m•Sglichst viele chemisch definierte Stoffe elektro- physiologisch zu bestimmen und die Riechzellen eines bestimmten Zelltyps auf der Antenne der SchmeiBfliege Calliphora erythrocephala zu erregen. Die Molektile dieset Stoffe, die chemisch sehr verschieden sind, lassen sich in einen polaren Tell und in einen Kohlenwasserstoffrest aufteilen. Beide Teile scheinen unabNingig voneinander das MaB der Erregung beeinflussen zu k•Snnen. Wit neigen anzunehmen, dab elektrische Molektileigenschaften die Erregung ausl•Ssen. Eine spezielle Anordnung yon Dipolen innerhalb des polaren Molektilteils und die Polarisierbarkeit im Kohlenwasserstoffteil scheinen ftir den Prim•trprozeB yon ausschlaggebender Bedeutung zu sein. ZUS^•4•4F•N•'^SSUNG Es wurde versucht, alle chemisch definierten Stoffe zu ermitteln, die eine bestimmte Riechzellenart der Fliege Calliphora erythrocephala erregen. Die elektrophysiologischen Versuche zeigten, dab die Riechstoffe einer einzigen Zelle chemisch in 4 Gruppen eingeteilt wetden k•Snnen: 1. Aromatische sauerstoffhaltige Verbindungen, 2. aliphatische sauerstoffhaltige Verbin- dungen, 3. primire und sekund•tre aliphatische Alkohole, 4. ges•tttigte und unges•tttigte Kohlenwasserstoffe. Die Molektile aller Riechstoffe, auf die die Zelle antwortet, k•Snnen in eine polare Gruppe und in einen Kohlenwasser- stoffrest geteilt wetden. Beide Teile - die polare Gruppe dutch die Art und der Kohlenwasserstoffrest dutch Liinge und Verzweigung - haben charak- teristischen EinfiuB auf die Erregung der Zelle. Die Erregung ausl•Ssenden Eigenschaften der Riechstoffmolektile scheinen beim polaren Teil in einer
DIE WECHSELWIRKUNG ZWISCHEN RIECHSTOFF UND RIECHZELLE 315 bestimmten Anordnung von Dipolmomenten zu liegen und beim Kohlen- wasserstoffteil dutch die Polarisierbarkeit gegeben zu sein. Abet es war nicht miSglich, quantitative Angaben zu machen iiber die den vier Gruppen ge- meinsamen Molekiileigenschaften fiir die Erregung. Dadurch ist nicht aus- zuschlieBen, dab eine Riechzelle m•Sglicherweise mehr als eine Art von Re- zeptorstellen aufweist. •ITERATUR (1) Schneider, D., Olfactory receptors for the sexual attractans of the silk moss, in: The Neurosciences (F. O. Schmitt, Editor), Rockefeller University Press, New York 1970, p. 511. (2) Schneider, D., Kasang, G., und Kaissling, K.-E., 2Vaturwissenschaften 55, 395 (1968). (3) Schneider, D., Naturwissenschaften 58, 378 (1971). (4) Kafka, W. A., Z. Physiologie 70, 105 (1970). (5) Boeckh, J., Z. vergl. Physiol. 46, 212 (1962). (6) Schneider, D., Naturwiss. Rdsch. 20, 319 (1967). (7) Haas, J., Physiologie der 2Vervengelle, Gebr. Bomtriger, Berlin-Nikolassee 1962, p. 85ff.
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