722 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS W•ihrend noch bis in die 40er Jahre dieses Jahrhunderts die Dermatothera- pie die Dom•ine des Dermatologen war, sind heute zahllose Nichtdermato- logen auf diesem Gebiet t•itig. Die Ursache fiir diese Wandlung geht auf die ersten Mitteilungen aus der Mayo-Klinik fiber den Behandlungsversuch eines Lupus erythematodes mir Cotrison im Jahre 1949 zuriick, dem Beginn der zun•ichst enteralen und sp•iter lokalen Corticosteroidtherapie. Dieses Steroid mir seinen Derivaten, deren Indikationen scharf umrissen sind (4, 12, 26, 28, 29, 35, 40), brachten auf Grund der bis dabAn anderweitig unbekannten ent- ziindungshemmenden Wirkung mit sich, dab einer m6glichen, entziindungs- aus16senden Eigenschaft des Vehikels weir weniger Aufmerksamkeit gezollt wurde, da das inkorporierte Agens derartige Nebenwirkungen Niufig unter- driickte, bzw. ihre Ursachen verschleierte. Um so iiberraschender waren die seit dem Jahre 1959 sich Niufenden Be- obachtungen, dab die Lokalbehandlung mir Corticosteroiden selbst bei ihrem optimalen Anwendungsbereich, der Ekzem-Dermatitisgruppe, mir einer Un- beeinfiu13barkeit, ia mir einer klinisch faBbaren Verschlechterung des Haut- prozesses verbunden sein kann (27, 33, 37). Die Folge hiervon war einerseits der in Praxi vorgenommene Niufige Wechsel der Pr•iparate bis zur Erzielung des gewiinschten therapeutischen Effektes und andererseits die neuerliche Zuwendung zum Vehikel. In diesem Zusammenhang untersuchten Kalz und Scott (13) verschiedene Grundlagen, bei denen es sich um ein reines Fettge- misch, um Wasser-in-Ol-, Ol-in-Wasser-Emulsionen oder um 61freie Basen handeke. Das Ergebnis war, dab durchaus nicht jede Ausfertigung in belie- biger Lokalisation am Hautorgan verwendbar ist. Vielmehr zeigte sich, dab die besten therapeutischen Resultate ganz allgemein jene Grundlagen mir einem hohen Wassergehalt und niedrigem Fettanteil erzielten, insbesondere in Lokalisationen wie Gesicht, Rumpf, Achselh6hle und Inguinalregion, den talgdriisenreichen Gebieten. Im Gegensatz hierzu wirkten sich die reinen Salbenausfertigungen zumeist nachteilig aus. Derartige ,,Unvertr•iglichkeits- reaktionen" sind in der modemen Galenik in den seltensten F•illen auf sensiN- lisierende oder toxisch wirkende Bestandteile zuriickzufiihren. Die Entstehung dieset selbst dutch Corticosteroide nicht zu hemmenden Unvertr•iglichkeiten ist in dem konstitutionellen Verhalten des mensch- lichen Hautorgans begriindet. Bestimmend hierfiir ist das quantitative und m6glicherweise auch qualitative Verhalten des Fettfilms der Hautoberfi•iche. Sowohl sein Fehlen, wie auch sein Oberfiul3 vermag pathologische Reak- tionen auszu16sen, die in extremer Ausprigung einerseits zum sebostatischen und andererseits zum seborrhoischen Ekzem fiihren k6nnen. Gleichartig ist die Wirkung der Applikation inad•iquater Dermatika, wenn also eine Lotio auf ein trockenes und eine Salbe auf ein fettendes Hautorgan aufgebracht wird.
DER HAUTKONSTITUTIONSTYP 723 Ob die Nennung derartiger, an sich gut bekannter Vorkommnisse berech- tigt ist, mag ein kiirzlich erhaltener Brief einer bekannten pharmazeutischen Firma entscheiden. In diesem wird ein, hier nicht n•iher zu bezeichendes Pr•i- parat in seinen Ausfertigungen (Salbe, Creme, Lotio) empfohlen: Die Salbe fiir die chronische, bzw. subakute Entztindung auf trockener Haut, die Creme bei nicht n•issender, subakuter, bzw. chronischer Entziindung bei Seborrhoe und die Lotio bei der n•issenden, akuten Entziindung, ohne Deklaration des Hauttyps. Mir anderen Worten, es wetden die Grundlagen mir dem Akuit•its- zustand und bedingt auch mir dem Hauttyp in Beziehung gesetzt. Dieses Beispiel ist aus zwei Grtinden besonders dazu angetan, den Kom- plex Hauttyp:Vehikel zu er•Srtern, da es zum einen die Schwierigkeit einer exakten Interpretation zeigt und zum anderen das hier genannte Ekzem als Testobjekt ftir die Vertr•iglichkeit von Externa besonders geeignet ist. Was dieses toleriert, wird beim gesunden Hautorgan des entsprechenden Kon- stitutionstyps keine Intoleranzerscheinungen hervorrufen. Wenden wit uns nun den drei wesentlichen Hautkonstitutionstypen zu, so ergibt sich fiir ihre Erkennung die Schwierigkeit, dab der Obergang vom einen Sekretionstyp zum anderen fileBend ist. Am lingsten bekannt ist das vom Gros der normalen Sekretion leicht abzugrenzende Extrem: die Se- borrhoe, die sich eindrucksvoll im Salbengesicht der Enzephalitis zu erken- nen gibt. Unter den Hautkrankheiten spiegelt sie sich im seborrhoischen Ek- zem Unna oder den seborrhoischen Ekzematiden begrifflich, abet auch kau- sal-genetisch wider. Indessen bedarf es zur Feststellung der Seborrhoe durch- aus nicht immer des pathologischen Prozesses, da der Status seborrhoicus Ausdruck einer konstitutionell bedingten Sekretionsleistungssteigerung des Hautorgans ist (15), der untriigliche Erkennungsmerkmale besitzt. Streift man mir dem Finger tiber besonders talgdrtisenreiche Hautpartien, also Nasenrticken, Nasolabialfalten, die vordere und hintere Schweigrinne, so tibertriigt sich der dort in unterschied- licher Dicke aufzufindende Hauttalgfilm auf die Fingerbeere, kenntlich am spiegelnden Glanz ihrer Oberfiiiche. Start dessen gentigt oftmals auch das Auflegen eines Seidenpapiers. Als weiteres Erkennungsmerkmal empfiehlt Keining (14) die Frage nach der Hiiufigkeit der Haarwiische, die beim Seborrhoiker in Abstiinden von weniger als drei Wochen, oftmals schon nach Tagen wieder- holt wird, um eine Striihnenbildung des Kopfhaares zu vermeiden. Das andere Extrem der Sekretionsleistung menschlicher Haut, nach Keining (14) als Sebostase bezeichnet, ist dutch die verminderte Talgsekre- tion gekennzeichnet und pr•idestiniert gleichfalls zu gewissen Dermatosen, wie dem endogenen Ekzem, sebostatischen Ekzem und den - beispielsweise schon dutch h•iufige Waschprozeduren ausgeRSsten - sebostatischen Ekzema-
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