732 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS sen, beim Menschen noch nicht einmtitig anerkannt wird. Entgegen den bis- herigen Erwartungen werden abet anscheinend auch wasserlOsliche Vitamine yon der Haut aufgenommen. Dies scheint ftir Thiamin, Vitamin C (21), Niko- tins•iure, Riboflavin, Ca-Pantothenat, Panthenol und Pyridoxin (22, 23, 24) der Fall zu sein. Alkaloide wie Strychnin, Nikotin und Opium penetrieren die Haut leicht, ihre Sulfate und Hydrochloride wetden hingegen nicht aufgenommen (21). Die percutane Absorption auf die Haut applizierter Fette konnte hisher noch nicht nachgewiesen wetden, obwohl sich eine ganze Reihe yon Forschern auch mir radioaktiv markierten Fetten um den Nach- weis der Resorption bemtiht hat (25, 26, 27). Hingegen kann mir Jod 131 markierte Linolens•iure, wenn sie auf die normale, yon Haaren befreite Rat- tenhaut aufgetragen wird, in den Follikeln und diffus in der Epidermis wieder- gefunden wetden (28). Anscheinend kann diese S•iure jedoch eine zwischen der Epidermis und Dermis vermutete Barrieremembran nicht durchdringen und deshalb nicht in die Curls gelangen. Nach den bisherigen Forschungs- ergebnissen, dtirfte die Annahme wohl richrig sein, dab Triglyzeride im Ge- gensatz zu freien Fetts•iuren selbst die Barriere im Stratum conjunctum des Stratum corneum nicht zu durchdringen verm6gen. Wenn dennoch Fettsub- stanzen und auch Cremes, die auf die Haut gebracht werden, in der Haut zu verschwinden scheinen, so beruht dies wohl zun•ichst auf der Aufftillung des Stratum disjunctum und his zu einem gewissen Grade auch auf einem Ein- pressen in die Talgdrtisenausftihrungsg•inge, zum grOBten Teil wohl abet auf der yon uns an verschiedensten Olen und Fetten gezeigten Spreitung auf der Hautoberttiiche (29, 30). In in vitro Versuchen an Kaninchenhaut kann mir radioaktivem C bzw. S markiertem Methanol, Aethanol, Aethyljodid, Harnstoff, Glyzerin und Thio- harnstoff die Penetration dieset Substanzen nachgewiesen werden. Gase wetden ganz allgemein relativ leicht yon der Haut absorbiert. In jtingster Zeit will man sogar festgestellt haben, dab Mikroorganismen und Viren dutch die Haut penetrieren. Diese Untersuchungen bedtirfen allerdings noch weiterer Bestf/tigung. Die in dem Stratum papillare der Curls, abet auch die in der Epidermis und Subcurls liegenden Nervenausbreitungen kOnnen dutch kosmetische MaB- hahmen erreicht wetden. Man kennt die Wirkung yon Menthol, Kampfer, ja sogar einfacher alkoholischer und w•iBriger LOsungen, auf die K•ilterezep- toren. Abet auch Wf/rmeempfindungen, Prickeln und Juckreiz, wie sie dutch kosmetische Applikationen hervorgerufen werden k6nnen, sind Reaktionen der Nervenausbreitungen. Die his in die Curls reichenden und als Kapillaren his in deren Papillar- k6rper hineinragenden Blutgef'•iBe sind kosmetischen MaBnahmen eben-
BIOCHEMIE UND PHYSIOLOGIE ALS GRUNDLAGE DER KOSMETIK 733 falls zug•inglich. Man kennt eine Reihe hyper•imisierender Stoffe im kosme- tischen Substanzschatz. Dutch diese wetden die Kapillaren dilatiert und der BlutfiuB erh6ht. Hierdurch kann ein indirekter Eingriff in den Hautzellstoff- wechsel bewirkt wetden. Es wetden Schlackenstoffe dutch das Blut abtrans- portiert und neue N•ihrstoffe an die Zellen herangebracht. Abet auch das Umgekehrte, eine Kontraktion der Blutgef•iBe kann bewirkt wetden, um z.B. ger6tete Haut zum Erblassen zu bringen. Das einfachste Mittel zur Kon- traktion der Blutgef•iBe ist K•ilte zur Dilatation W•irme. Eine Blutgef•iBgym- nastik ist die Anwendung der sogenannten Wechselb•ider. Die Physiologie der Kapillaren der Haut ist ein derart ausgedehntes Kapitel, dab hier nut diese kurzen Angaben gemacht wetden k6nnen. Bei einem weiteren Aufsteigen in der Haut gelangt man jetzt in die Epider- mis. Die unterste Reihe yon Zellen der Epidermis, das Stratum germinativum oder die Keimschicht ist wiederum eine Hautzellenschicht, die kosmetisch erreicht wetden kann. Es konnte gezeigt wetden, dab mit Hilfe yon tesa- film©-Abrissen des Stratum corneum eine Steigerung der Anzahl yon My- tosen in der Keimschicht bewirkt wird. Vielleicht wird eine solche Steigerung auch bereits dutch Massage erzielt. F/fir kosmetische MaBnahmen wesentlich wichtiger ist jedoch die Tatsache, dab wahrscheinlich der Hauptsitz der Pigmentbildung in der Keimschicht zu suchen ist. Ob die Pigmentbildung in den Basalzellen und Melanocyten oder nut in einer dieset Zellarten, die ne- beneinander bestehen, oder auch noch in anderen Zellen geschieht, ist bisher noch nicht eindeutig entschieden. Mit Hilfe der zahlreichen bekannten Licht- schutzmittel kann man entweder eine Pigmentierung dutch Sonnenbestrah- lung und UV-Lampenbestrahlung verh/fiten oder mit Hilfe selektiver Licht- filter eine Br•iunung ohne Entz/findung der Haut erreichen. Etwas weniger be- kannt, jedoch wohl auch mehr in das Gebiet der Dermatologie fallend, sind die Versuche der Depigmentierung der Haut. Mit Hydrochinonbenzyl•ither und einigen anderen Hydrochinonderivaten gelingt eine relativ weitgehende Depigmentierung umschriebener Pigmentstellen. Eine totale Depigmentie- rung dunklet Haut ist bisher noch nicht erreicht worden, obwohl dies ein altes kosmetisches Problem der Menschheit ist. Die depigmentierende \X•ir- kung der Hydrochinonverbindungen und anderer chemischer Substanzen hat uns der L6sung dieses Zieles zwar schon etwas n•iher gebracht, abet es bedarf noch einer riesigen Forschungsarbeit, um eine totale Depigmen- tierung dunklet Haut zu erreichen. Die bisher bekannten depigmentierenden Mittel haben leider irritierende Nebenwirkungen. Entsprechend vor- sichtig gehandhabt, k6nnen sie jedoch relativ gut als Anti-Sommersprossen- pr•iparate und zur Depigmentierung umschriebener Hautgebiete eingesetzt wetden.
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