DER HAUTKONSTITUTIONSTYP 725 erster Linie der Hautkonstitutionstyp bestimmend sein muB und in zweiter Linie erst der Akuitfitsgrad (38). Dies bedeutet gleichermaBen ftir Dermato- therapeuten und Kosmetiker, ihre Prfiparatgrundlagen auf jeweils einen der drei genannten Sekretionstypen abzustuoeen. Die gr6Bte Toleranzbreite lassen in dieset Hinsicht die Emulsionen wegen der Variabilitfit ihrer W/O- bzw. O/W-Komponente erwarten. Dies erklfirt sich aus dem Umstand, dab das Hautoberflfichenfett selbst eine Emulsion darstellt, die bekanntlich aus freien Fetts//uren, Triglyceriden, Wachsen und einem in Konzentration und Zu- sammensetzung verfinderlichen unveresterten Anteil besteht (22, 23). In die- sem sind die von Jacobi (10) als X-Stoffe bezeichneten Substanzen enthalten, denen benetzungsf6rdernde Eigenschaften, abet auch die Ffihigkeit zur Emul- sionsbildung aus Hautoberfl//chenfett und SchweiB zuerkannt wird (3, 20, 24). DaB es sich hierbei nicht um ein starres, sondern um ein dynamisches Emul- sionssystem handelt, mir der Aufgabe, den Feuchtigkeitsgehalt der Haut zu regulieren und ihre Oberflfiche vor Austrocknung und Quellung zu schtitzen, zeigten u.a. Brun und Mitarb. (1, 2), Herrmann und Mitarb. (7, 8, 9) sowie Peukert (24, 25) und Szakall (36). Herrmann und Mitarb. (8, 9) wiesen auf nicht sichtbar schwitzender Haut W/O-Emulsionen, hingegen auf stfirker be- feuchteten Flfichen O/W-Emulsionen nach. Von der Beschaffenheit dieset hautphysiologischen Emulsion hfingen zwei ftir das zur Diskussion stehende Thema bedeutungsvolle Vorg//nge ab. Er- stens die Benetzbarkeit und die daraus resultierende Ausbreitung yon Fltis- sigkeiten auf der Hautoberflfiche zu der Jacobi (10, 11), Schneider und Schu- leit (32), Kleine-Natrop (16) entscheidene Beitrfige gelieoeert haben. Sie zeig- ten u.a., dab die Benetzbarkeit der sebostatischen Haut geringer als die der seborrhoischen ist. Wenn daher das sebostatische Hautorgan beispielsweise einer Puderbehand- lung ausgesetzt wird, vermindem sich Hautoberflfichenfett und SchweiB, was zwangsl//ufig ebenso zu einer Exsikkation des Organs ftihrt, wie die Be- handlung mir einer Lotio, deren wfiBrige Komponente die benetzungsf6r- dernden Anteile der beim Sebostatiker ohnehin quantitativ verminderten Hautoberfl//chen-Emulsion extrahiert und damit die Emulsionsbildung beein- trfichtigt. In eindrucksvollen Untersuchungen konnte Schneider (31) zeigen, dab der umgekehrte Vorgang, nfimlich die Extraktion der Hautoberflfichen- fette durch Aceton auch zu einem Fltissigkeitsverlust oefihrt, und zwar erwar- tungsgemfiB bei dem Seborrhoiker mir seiner quantitativ vermehrten Ober- flfichenemulsion zu einem intensiveren Wasserverlust als beim Sebostatiker. Hingegen war bei Applikation einer O/W-Emulsion die Quellung der se- borrhoischen Haut geringer als die der sebostatischen Haut, bei welcher der Mangel an Hautoberflfichenemulsion substituiert wurde.
726 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Der zweite, hier zu er6rternde Vorgang ist die diaepidermale Resoption. Aus dem Komplex des in zahlreichen experimentellen Untersuchungen forschten Resorptionsvorganges (•bersichten bei 5, 19, 39) sollen hier ledig- lich die Permeation einer Salbe und eines w•iBrigen Vehikels angeftihrt wet- den. Ein einfacher Vetsuch soll dies erl•iutern. Inkorporiert man einem Sal- benvehikel Natriumfiuorescein, so erkennt man unter dem Wood-gefilterten Ultraviolett-Licht einen homogenen fiuoreszierenden Film im Auftragungs- bereich der Fluoresceinsalbe. Nach Ablauf yon etwa einer Stunde zeichnen sich in diesem Areal die Hautleisten und Follike16ffnungen deutlich ab, was auf die in Gang befindliche Resorption hinweist. Klebt man nun zuvor auf diesen Bezirk einen tesafilm©-Streifen auf und reiBt diesen mit brtisker wegung wieder ab, so lassen sich auf der Haftseite des Films fiuoreszierende Salbenreste nachweisen. Wiederholt man diesen Vorgang in gleicher Lokali- sation mir jewells neuen Klebestreifen, so kann man die Feststellung machen, dab das fiuoreszierende Material yon Mal zu Mal an Intensit•it abnimmt und sich schlieBlich auf der Unterseite des Films nut noch Epidermiszellen nach- weisen lassen. Mir dieset Methode gelingt es ldcht, die Epidermis in einzelnen Zellagen zu entremen. Dabei wetden solange fiuoreszierende Salbenreste in den Schichten der Epidermis nachzuweisen sein, bis der letzte salbenhaltige Zellverband abgerissen ist. Der Intensit•itsabfall war im Salbenversuch ziemlich abrupt, woraus zu entnehmen ist, dab die Permeation der fiuoreszierenden Salbe gleichm•iBig tiber die gesamte Breite der Epidermisoberfi•iche erfolgte. Inkorporiert man abet nun start dessen Natriumfiuorescein in ein w•iBriges Vehikel oder in eine O/W-Emulsion, so zeigt sich nach einem anf•inglich gleichen Intensit•itsab- fall im Auftragungsbereich, dab bei weiteren Abrissen die Fluoreszenz sich nut mehr in punktf6rmigen Arealen nachweisen l•iBt. Diese sind identisch mir den Follike16ffnungen der Haut, woraus zu schlieBen ist, dab die Resorption dieset Vehikel zun•ichst auch tiber die gesamte Breite der Epidermisober- fi•iche, dann abet nut noch tiber den Follikel startfinder. Diese Befunde ent- sprechen den histochemischen Untersuchungen yon Mackee, Sulzberger, Herrmann und Baer (18), die zeigen konnten, dab Wasset enthaltende Grund- lagen in den Follikel eindringen, diesen durchdringen und schlieBlich in die Cutislagen einwandern, um diese kugelf6rmig zu durchsetzen. Entsprechend den vorgenannten Untersuchungen yon Schneider (30, 31) ist daher zu erwarten, dab die Resorption eines w•iBrigen Vehikels in sebo- statischer Haut geringer ist, als die einer W/O-Emulsion und entsprechend umgekehrt beim Seborrhoiker sich verh•ilt.
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