BIOCHEMIE UND PHYSIOLOGIE ALS GRUNDLAGE DER KOSMETIK '731 der Aufnahme in das Blutgef•iBsystem verstanden. Obwohl es eine ganze Reihe brauchbarer Methoden zur Erforschung der percutanen Hautresorp- tion gibt, haben die Untersuchungen mit Radio-Isotopen in neuerer Zeit unser Wissen auf diesem Gebiet sehr bereichert. Der Transport auf die Ober- haut applizierter Stoffe erfolgt auf zwei Wegen, einmal transepidermal also direkt via Epidermiszellen unter AusschluB der Driisenausfiihrungsg•inge und zum anderen dutch die Driisenausfiihrungsg•nge, insbesondere diejenigen der Talgdriisen. Substanzen, die die Haut durchdringen sollen, miissen entweder wasset- oder fett16slich sein, am zweckm•iBigsten sind sie sowohl wasset- als auch fett16slich. Nach neuesten Untersuchungen passiert Wasset in beiden Richtungen die Haut (4, 5, 6). Natrium-, Strontium-, Nickelionen zeigen ein gutes Penetrationsverm6gen, (7, 8, 9) w•ihrend Silber- und Kobaltionen von der Haut nicht aufgenommen werden. Es ist seit langem bekannt, dab metallisches Quecksilber dutch die Haut penetriert. Von den Quecksilbersalzen wird Mercurichlorid leicht resor- biert, w•hrend Mercuricyanid und Quecksilberammoniumchlorid anschei- nend nicht penetrieren. Fiir Bleiacetat und Bleiarsenat kann keine nennens- werte Resorption dutch die Haut festgestellt werden (10), w•hrend die Auf- nahme von Blei•ithylat dutch die Haut h•iufig zu Bleivergiftungen fiihrt. Von den Anionen scheint Sulfat mit Sicherheit zu penetrieren (11). Bei Chlorid und Jodid ist die Penetration fraglich (12). Von Phosphat liegen bis- her nut positive in vitro Ergebnisse vor, die noch dutch in vivo Versuche best•itigt werden mtissen (13). Elementarer Schwefel (14, 15, 16) und Jod (17) werden von der Haut resorbiert. Wendet man sich nun den lipoid16slichen Stoffen zu, dann wird die Zahl der penetrationsf•ihigen bedeutend gr6Ber. Obwohl die meisten lipoidun16s- lichen Metallsalze die Haut nicht zu durchdringen verm6gen, darf man nicht vergessen, dab freie Fetts•iuren im Hauttalg vorhanden sind, welche auf und in der Hornschicht der Haut lipoidun16sliche Metallsalze in lipoid16sliche Fetts•iuresalze verwandeln k6nnen, die dann unter Umst•inden leicht resor- bierbar sind. Auch in kosmetischen Zubereitungen, welche Fetts•iuren ent- halten, k6nnen sich anorganische Metallsalze in lipoid16sliche fettsaure Salze umwandeln. - Die lipoid16sliche Salicyls•iure durchdringt bekanntlich die Haut leicht, abet auch Resorcin, Hydrochinon und Pyrogallol sollen resor- bierbar sein. Wie bekannt, penetrieren viele Hormone ohne Schwierigkeiten die Haut. Dasselbe gilt fiir die Vitamine D (18) und K (19, 20), w•ihrend die Absorption von Vitamin A, obwohl in Tierversuchen immer wieder bewie-
732 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS sen, beim Menschen noch nicht einmtitig anerkannt wird. Entgegen den bis- herigen Erwartungen werden abet anscheinend auch wasserlOsliche Vitamine yon der Haut aufgenommen. Dies scheint ftir Thiamin, Vitamin C (21), Niko- tins•iure, Riboflavin, Ca-Pantothenat, Panthenol und Pyridoxin (22, 23, 24) der Fall zu sein. Alkaloide wie Strychnin, Nikotin und Opium penetrieren die Haut leicht, ihre Sulfate und Hydrochloride wetden hingegen nicht aufgenommen (21). Die percutane Absorption auf die Haut applizierter Fette konnte hisher noch nicht nachgewiesen wetden, obwohl sich eine ganze Reihe yon Forschern auch mir radioaktiv markierten Fetten um den Nach- weis der Resorption bemtiht hat (25, 26, 27). Hingegen kann mir Jod 131 markierte Linolens•iure, wenn sie auf die normale, yon Haaren befreite Rat- tenhaut aufgetragen wird, in den Follikeln und diffus in der Epidermis wieder- gefunden wetden (28). Anscheinend kann diese S•iure jedoch eine zwischen der Epidermis und Dermis vermutete Barrieremembran nicht durchdringen und deshalb nicht in die Curls gelangen. Nach den bisherigen Forschungs- ergebnissen, dtirfte die Annahme wohl richrig sein, dab Triglyzeride im Ge- gensatz zu freien Fetts•iuren selbst die Barriere im Stratum conjunctum des Stratum corneum nicht zu durchdringen verm6gen. Wenn dennoch Fettsub- stanzen und auch Cremes, die auf die Haut gebracht werden, in der Haut zu verschwinden scheinen, so beruht dies wohl zun•ichst auf der Aufftillung des Stratum disjunctum und his zu einem gewissen Grade auch auf einem Ein- pressen in die Talgdrtisenausftihrungsg•inge, zum grOBten Teil wohl abet auf der yon uns an verschiedensten Olen und Fetten gezeigten Spreitung auf der Hautoberttiiche (29, 30). In in vitro Versuchen an Kaninchenhaut kann mir radioaktivem C bzw. S markiertem Methanol, Aethanol, Aethyljodid, Harnstoff, Glyzerin und Thio- harnstoff die Penetration dieset Substanzen nachgewiesen werden. Gase wetden ganz allgemein relativ leicht yon der Haut absorbiert. In jtingster Zeit will man sogar festgestellt haben, dab Mikroorganismen und Viren dutch die Haut penetrieren. Diese Untersuchungen bedtirfen allerdings noch weiterer Bestf/tigung. Die in dem Stratum papillare der Curls, abet auch die in der Epidermis und Subcurls liegenden Nervenausbreitungen kOnnen dutch kosmetische MaB- hahmen erreicht wetden. Man kennt die Wirkung yon Menthol, Kampfer, ja sogar einfacher alkoholischer und w•iBriger LOsungen, auf die K•ilterezep- toren. Abet auch Wf/rmeempfindungen, Prickeln und Juckreiz, wie sie dutch kosmetische Applikationen hervorgerufen werden k6nnen, sind Reaktionen der Nervenausbreitungen. Die his in die Curls reichenden und als Kapillaren his in deren Papillar- k6rper hineinragenden Blutgef'•iBe sind kosmetischen MaBnahmen eben-
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