BIOCHEMIE UND PHYSIOLOGIE ALS GRUNDLAGE DER KOSMETIK 733 falls zug•inglich. Man kennt eine Reihe hyper•imisierender Stoffe im kosme- tischen Substanzschatz. Dutch diese wetden die Kapillaren dilatiert und der BlutfiuB erh6ht. Hierdurch kann ein indirekter Eingriff in den Hautzellstoff- wechsel bewirkt wetden. Es wetden Schlackenstoffe dutch das Blut abtrans- portiert und neue N•ihrstoffe an die Zellen herangebracht. Abet auch das Umgekehrte, eine Kontraktion der Blutgef•iBe kann bewirkt wetden, um z.B. ger6tete Haut zum Erblassen zu bringen. Das einfachste Mittel zur Kon- traktion der Blutgef•iBe ist K•ilte zur Dilatation W•irme. Eine Blutgef•iBgym- nastik ist die Anwendung der sogenannten Wechselb•ider. Die Physiologie der Kapillaren der Haut ist ein derart ausgedehntes Kapitel, dab hier nut diese kurzen Angaben gemacht wetden k6nnen. Bei einem weiteren Aufsteigen in der Haut gelangt man jetzt in die Epider- mis. Die unterste Reihe yon Zellen der Epidermis, das Stratum germinativum oder die Keimschicht ist wiederum eine Hautzellenschicht, die kosmetisch erreicht wetden kann. Es konnte gezeigt wetden, dab mit Hilfe yon tesa- film©-Abrissen des Stratum corneum eine Steigerung der Anzahl yon My- tosen in der Keimschicht bewirkt wird. Vielleicht wird eine solche Steigerung auch bereits dutch Massage erzielt. F/fir kosmetische MaBnahmen wesentlich wichtiger ist jedoch die Tatsache, dab wahrscheinlich der Hauptsitz der Pigmentbildung in der Keimschicht zu suchen ist. Ob die Pigmentbildung in den Basalzellen und Melanocyten oder nut in einer dieset Zellarten, die ne- beneinander bestehen, oder auch noch in anderen Zellen geschieht, ist bisher noch nicht eindeutig entschieden. Mit Hilfe der zahlreichen bekannten Licht- schutzmittel kann man entweder eine Pigmentierung dutch Sonnenbestrah- lung und UV-Lampenbestrahlung verh/fiten oder mit Hilfe selektiver Licht- filter eine Br•iunung ohne Entz/findung der Haut erreichen. Etwas weniger be- kannt, jedoch wohl auch mehr in das Gebiet der Dermatologie fallend, sind die Versuche der Depigmentierung der Haut. Mit Hydrochinonbenzyl•ither und einigen anderen Hydrochinonderivaten gelingt eine relativ weitgehende Depigmentierung umschriebener Pigmentstellen. Eine totale Depigmentie- rung dunklet Haut ist bisher noch nicht erreicht worden, obwohl dies ein altes kosmetisches Problem der Menschheit ist. Die depigmentierende \X•ir- kung der Hydrochinonverbindungen und anderer chemischer Substanzen hat uns der L6sung dieses Zieles zwar schon etwas n•iher gebracht, abet es bedarf noch einer riesigen Forschungsarbeit, um eine totale Depigmen- tierung dunklet Haut zu erreichen. Die bisher bekannten depigmentierenden Mittel haben leider irritierende Nebenwirkungen. Entsprechend vor- sichtig gehandhabt, k6nnen sie jedoch relativ gut als Anti-Sommersprossen- pr•iparate und zur Depigmentierung umschriebener Hautgebiete eingesetzt wetden.
734 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Die Epidermis ist lerner der Sitz der Ausftihrungsg•tnge der beiden Drtisen der Haut, n•mlich der SchweiB- und der Talgdrtisen, die ihren Ursprung in der Curls und Subcurls nehmen. Die Funktion der SchweiBdrfisen soll hier kosmetisch in zweierlei Hin- sicht betrachtet wetden. Einmal will man mir Hilfe yon Antiperspirantien den SchweiBfiuB mindern. Dies wird vornehmlich mir adstringierenden Sub- stanzen erreicht. Der Mechanismus der Wirkung der Antiperspirantien an den SchweiBdrtisen ist jedoch bisher noch nicht aufgekl•rt. Andererseits will man den mir der SchweiBsekretion verbundenen Geruch beseitigen bzw. ver- hindern. Hierzu dienen die Desodorantien. Diese beruhen auf bakteriziden Stoffen, dutch welche die bakterielle Zersetzung des SchweiBes auf der Haut- oberfi•che verhindert wetden soll. Es muB jedoch immer wieder darauf hin- gewiesen wetden, dab die stark schwitzenden Hautstellen primer einer grtind- lichen Reinigung unterzogen wetden mtissen. Erst nach einer grtindlichen Reinigung k6nnen Desodorantien wirklich eine maximale Wirkung erreichen. So sollte jedes Desodorans in seiner Anwendungsvorschrift betonen: Die Achselh6hlen sollen so oft wie m6glich grtindlich gereinigt wetden und erst dann soll das Desodorans angewendet wetden. Das Desodorans wird hier- dutch in seiner Wirksamkeit sehr gesteigert und der Verbraucher in seiner •Jberzeugung vom Produkt best•rkt. Die Ausftihrungsg2nge der Talgdrfisen sind h•tufig, nicht zuletzt dutch kosmetische MaBnahmen, verstt,qqt. •:'ie -?ken der Haut oft ein unsch6nes Aussehen durch die sogenannten Komc•onen. Hier k6nnen grtindliche kos- metische Reinigungsmittel einen gtinstigen EinfluB austiben. Im Auflicht- mikroskop wurde festgestellt, dab durch viele Reinigungscremes Make-up nur sehr unvollkommen yon der Haut entfernt werden kann. Die metho- dische Erforschung der Wirkung kosmetischer Reinigungsmittel ist ein dankbares Arbeitsgebiet fiir den kosmetischen Chemiker Komedonen und sogenannte verstopfte Poren k6nnen durch geeignete Pr•iparate weitgehend verhindert werden. Viele intensive ReinigungsmaBnahmen reizen anschei- nend jedoch die Talgdrtisen und verursachen einen erh6hten TalgfluB. Erh6hte Talgsekretion ist sehr hiufig ein kosmetisch beobachtetes f3bel, das man mir ,,fetter Haut" bezeichnet. Eine Hypersekretion der Talgdrtisen soil sich his zu einem gewissen Grade mir Hilfe yon Hormonpritparaten regu- lieren lassen. - Die hiufig beobachtete trockene Haut kann auf einer zu ge- ringen Talgsekretion beruhen, dies muB aber nicht der Fall sein. Es ist in der Kosmetik tiblich, die trockene Haut mir Fettcremes zu be- arbeiten. Dabei werden hiiufig einige physiologisch wichtige Tatsachen, die Zusammensetzung solcher Fettcremes betreffend, tibersehen. Der Hauttalg oder das Hautoberflichenfett besteht zu etwa 30 % aus Triglyzeriden, 30 •0
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