BIOCHEMIE UND PHYSIOLOGIE ALS GRUNDLAGE DER KOSMETIK 735 freien Fetts•iuren, 14 o/, Wachsen, 13 % Kohlenwasserstoffen, der Rest sind Cho- /o lesterol, Dehydrocholesterol und andere sterol•ihnliche Substanzen (31). Nach den neuesten Forschungsergebnissen sind die im Hautoberfl•ichenfett ent- haltenen Fetts•iuren nicht nut gradkettig und gradzahlig wie in den meisten Depotfetten, sondern es kommt ein nicht unbetr•ichtlicher Anteil yon ungrad- zahligen und verzweigtkettigen Fetts•iuren und auch Fettalkoholen im Haut- talg vor (23). Den ungradzahligen mittelkettigen Fetts•iuren kommen, wie bereits frtiher erw•ihnt, bakterizide und fungizide Eigenschaften zu. Die ver- zweigtkettigen Fetts•iuren haben zwei Aufgaben. Dutch ihre Konstitution weisen sie einen bedeutend niedrigeren Schmelzpunkt als gradkettige Fett- s•iuren gleicher Kohlenstoffzahl auf. Hierdurch wird der halbfltissige Zu- stand des Hauttalgs auch bei niedrigen AuBentemperaturen gew•ihrleistet (33). Ebenfalls dutch ihre Struktur bedingt, bilden sie r•iumlich sperrige Filme mir kaminartigen Offnungen. Diese machen den Hauttalg por6s. Po- r6s in diesem Sinne heiBt, durchl•issig ftir Gase und D•impfe. Wit konnten in zahlreichen Versuchen zeigen, dab 0,1 g Hauttalg pro cm •' Hautfl•iche die Gas- und Wasserdampfdurchl•issigkeit der Haut nut um maximal 10 % herab- setzt, w•ihrend viele Vaselinesoften in der gleichen Menge auf die Hautober- fi•iche gebracht, den Gas- und Wasserdampfaustausch der Haut v611ig unter- binden. Die meisten in kosmetischen Zubereitungen verwendeten Fettkom- positionen setzen die Porosit•it der Haut unterschiedlich stark herab (34). Nach neuesten Untersuchungen nimmt die Haut an der gesamten K6rper- atmung mir 1,9% hinsichtlich Sauerstoffaufnahme und 2,7% hinsichtlich Kohlens•iureabgabe teil (35). Der dutch die Haut aufgenommene Sauerstoff wird vornehmlich im Stoffwechsel der Epidermiszellen verbraucht. Er soll nicht tielet als bis in die Epidermis in die Haut eindringen, also nicht in das Blutgef•iBsystem tibergehen, das in der Cutis beginnt. Hietin stimmen die Ansichten in der Literatur jedoch nicht v611ig tiberein. Es gibt Autoten, die auf Grund ihrer Untersuchungen glauben, dab ein Teil des dutch die Haut absorbierten Sauerstoffs auch an die Blutgef•iBe abgegeben wird. Jedenfalls ist die Sauerstoffaufnahme dutch die Haut eine wesentliche physiologische Funktion des Organs. Das ausgeschiedene Kohlendioxid stammt teilweise aus dem Stoffwechsel der Hautzellen, teilweise jedoch auch aus den in der Haut liegenden Blutgef'•iBen. Neben der Hautatmung existleft noch die sogenannte Perspiratio insensibilis oder die kontinuierliche unsichtbare Hautwasserab- gabe. Wie wit in ktirzlich ver6ffentlichten Untersuchungen zeigen konnten, existiert die Perspiratio insensibilis v611ig unabNingig yon der SchweiBsekre- tion (36). Daneben besteht allerdings eine sogenannte insensible SchweiB- sekretion, also eine unsichtbare SchweiBabgabe in Dampfform aus den SchweiBdrtisenausftihrungsg•ingen bei nicht aktivem Schwitzen. Wird das
736 JOURNAL OF THE SOCIETY OF COSMETIC CHEMISTS Funktionieren der Perspiratio insensibilis dutch AbschluB der Haut mit un- durchl•issigen Salben- bzw. Creme-Filmen unterdrtickt, so kommt es zu einer Quellung und Auflockerung der Hornschicht, eventuell sogar zu einer Vet- letzung der Barriere. Wird z.B. Quecksilber auf die Hautoberfi•iche gebracht und mit einem gas- und wasserdichten Salbenfilm abgedeckt, so nimmt die Haut eine vierfach gr6Bere Menge des Metalls auf als wenn das Quecksilber ohne Abdeckung auf der Haut liegt (37). Dies zeigt abet, dab eine Unter- drtickung der Perspiratio insensibilis und der Hautatmung zu pathologischen Ver•inderungen der Oberhaut ftihrt, die dann toxischen Substanzen ein viel leichteres Eindringen in das K6rperinnere gew•ihren. Dieses Beispiel soll dazu dienen, die Wichtigkeit der Erhaltung der Hautatmung und der Perspi- ratio insensibilis als notmale physiologische Funktion zu unterstreichen. Anders ausgedrtickt, wird der Gasaustausch der Haut mit der Umwelt dutch angewendete Kosmetika behindeft und dadurch die physiologischen Funk- tionen der Hautatmung und Perspiratio insensibilis unterdrtickt, so wird das Organ gesch•idigt. Ein kosmetisch logisches und physiologisch richtiges Vor- gehen ist es, darauf zu achten, die normalen Funktionen der Haut trotz kos- metischer Behandlung mindestens zu erhalten, m6glichst abet zu untersttit- zen. Wenn man kosmetisch von einer trockenen Haut spricht, so versteht man darunter eine fettarme Haut oder anders ausgedriickt, eine Haut, die unter einer Unterproduktion der Talgdriisen leidet. Physiologisch gesehen, ist dies abet unrichtig, denn eine trockene Haut ist eine Haut mir einem zu geringen Wassergehalt im Stratum corneum. Ja, es gibt sogar, wie Schneider und Kleine-Natrop, zeigen konnten, fette Haut, die wassertrocken ist. Der Was- serhaushalt der Hornschicht der Epidermis wird bekanntlich dutch den von uns gefundenen ,,Natural Moisturizing Factor", das sind die in dem Stratum corneum enthaltenen wasser16slichen Inhaltsstoffe, reguliert. Dieses physiolo- gische Prinzip, der NMF, sollte nicht, wie dies leider jedoch sehr oft geschieht, dutch die Verwendung verschiedener hygroskopischer Substanzen, umgan- gen werden, da solche Stoffe fiir das Hautorgan meist artfremd sind. Es ist abet auch physiologisch falsch, den Wassergehalt des Stratum corneum da- dutch anreichern zu wollen, dab man dutch Applikation wasserdampfun- durchliissiger Cremefilme die Funktion der Perspiratio insensibilis unter- driickt, wie dies verschiedentlich empfohlen wurde. Wie am Beispiel des Quecksilbers gezeigt wurde, kann hierdurch die Hornschicht und sogar die Bardere gesch•idigt und die Resorptionsm6glichkeit toxischer Substanzen dutch die Haut gef•ihrlich erh6ht werden. In der Hornschicht der Haut befinden sich noch zwei weirere physiologische Faktoren. Der eine davon ist der S•iuremantel der Haut. Wie bekannt, ist die
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